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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 450
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Schließlich nennt er als letzte Begründung für die Erhaltung der Trachten
„die Kunst und die Poesie". Damit meint er die Anziehungskraft, die Trachtengebiete
auf Maler und Sommerfrischler ausüben.

Zur Frage, wie die Volkstrachten erhalten werden könnten, appelliert Hansjakob
zunächst an die Landleute selbst, daß sie in ihren Häusern und Familien
nicht dulden sollten, daß irgend jemand seine Tracht ablege. Den
Mädchen empfiehlt er, solche „Kameradinnen", die nach einiger Zeit in der
Fremde ohne Tracht heimkehrten zu meiden und zu verlachen. Auch sollten
sie keinen Burschen heiraten, „der ein neumodisches Häs anzieht".

Die Landleute müßten daran denken, „daß sie mit ihren Volkstrachten nicht
nur der Welt, sondern auch Gott eine Freude machen".
Da nach Hansjakobs Darlegungen alle Stände an der Erhaltung der Volkstrachten
interessiert seien, müßten sie auch etwas dafür tun. So dürften
Geistliche, Lehrer, Beamte und Ärzte keine Gelegenheit versäumen, dem
Volk die alte Tracht anzuempfehlen „und hinzuweisen auf die Folgen, welche
ein Verlassen der alten Tracht mit sich bringt". Auch Offiziere könnten
bei ihren Rekruten auf das Beibehalten der Tracht hinwirken.

Hansjakob geht aber noch weiter und rät „Herren und Damen selbst wieder
mehr zu den alten Trachten zurückzugehen". So meint er, es könnten sich
„unsere Stadtdamen z.B. in der Sommerfrische in dieser frischen Tracht
sehen lassen" und führt als leuchtendes Vorbild die junge Großherzogin Luise
an, die er in den fünfziger Jahren in Gutacher Tracht durch das Kinzigtal
fahren gesehen hatte. „Solche Beispiele ziehen im Volke. Es freut sich seiner
Tracht, wenn es sie geehrt sieht."

Nachdem lange Zeit das Verschwinden der Trachten bedauernd zur Kenntnis
genommen worden war, stellte Hansjakobs Schrift die erste, von einer größeren
Öffentlichkeit beachtete Aufforderung zu einer aktiven Trachtenpflege
dar. Hansjakob hat damit die Programmschrift für die bald danach entstehenden
Trachtenvereine vorgelegt.

Diese waren aber nicht etwa Zusammenschlüsse von Trachtenträgern, sondern
von Honoratioren, hohen Regierungsbeamten, Pfarrern, Professoren
und Künstlern. Die Erbgroßherzogin Hilda übernahm das Protektorat über
die Vereine. Bei größeren Trachtentreffen war zumeist das großherzogliche
Paar anwesend.

Der erste derartige Verein wurde im Anfang des Jahres 1893 in Hausach
„zur Erhaltung der Volkstrachten im Gutach- und Kinzigthal" gegründet.

Heute wundert man sich, wie Hansjakobs polemischer, unsachlicher und
unlogischer Aufruf so viel Beachtung finden konnte. Offensichtlich hatte er
die Meinung maßgebender Leute genau getroffen. Dennoch konnte Widerspruch
nicht ausbleiben. Er wurde vor allem artikuliert durch den Pfarrer

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