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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 504
(PDF, 111 MB)
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spräche bliebe selbstverständlich unangetastet. Dies würde vor allem bedeuten
, daß die Nachbarsprache als Pflichtfach so früh wie nur möglich in den
Schulen eingeführt würde. Dies wäre die erste und wichtigste Etappe. Andere
Verzahnungen im Schul- und Medienbereich würden sich später von
selbst ergeben, wie z.B. deutsch-französische Gymnasien in sämtlichen
Kreisstädten, gemeinsame Schulprogramme, zweisprachige Funk- und Fernsehprogramme
.

Dazu müßten aber die nötigen Kompetenzen zur Ausarbeitung und effizienten
Durchführung des Programms französischerseits an die Regionen Elsaß
und Lothringen übertragen werden, denn der monolingualen Zentrale fehlt
das notwendige Einfühlungsvermögen sowie die profunde Kenntnis des
Terrains.

Ansätze

Die Ansätze zur Schaffung einer solchen Bi-Lingua-Zone sind vorhanden.
Es wären da die Bemühungen der Unterrichtsbehörde im Elsaß um den
Deutschunterricht in den Grundschulen, den Colleges und den technischen
Fachschulen, dann deutscherseits die Aktion ,,Lerne die Sprache des Nachbarn
" sowie die immer zahlreicher werdenden interschulischen Nachbarschaftspartnerschaften
zu erwähnen.

Leider ist es bei diesen gewiß erfreulichen Ansätzen geblieben. Im Elsaß
sind die Unterrichtsstunden in Deutsch unzureichend, und das verbleibende
Viertel dialektsprechender Kinder wird nicht zu der Sprachmächtigkeit geführt
, die in ihrer Potentialität läge.

Deutscherseits verläuft das Programm „Lerne die Sprache des Nachbarn"
nach der Grundschulzeit im Sand; und die auch drüben im Eltern- und Schülermilieu
grassierende Anglomanie schiebt das Französische allzuoft in die
Hobby-Ecke ab. Es müssen also einschneidende bilaterale Entscheidungen
auf höchster politischer Ebene getroffen werden. Man darf sich nicht weiter
mit Schönfärberei begnügen, man darf nicht weiter das praktizieren, was
man auf französisch so treffend mit ,,la langue de bois" (die hölzerne Zunge
) bezeichnet: vollmundige Standardsätze, die auf beschönigten Statistiken
beruhen und wie Beschwörungsformeln klingen, in Wirklichkeit aber elsäs-
sische Bänglichkeit, bundesdeutsche Unschlüssigkeit und parisische Beton-
köpfigkeit kaschieren.

Die Kultur des Zusammenlebens

Europa kann nicht auf nationalen Selbstgefälligkeiten aufgebaut werden.
Denn kaum hat man sich zusammengeredet, dividiert man sich gleich wie-

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