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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 510
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„Es roch nach Blut, die ganze Welt schrie nach Krieg und nur einsam ertönte
die Stimme des internationalen Proletariats, dessen Vertreter sich am
24. und 25. November im Münster zu Basel zu einem Weltkongreß versammelten
und vom Pfarrer des Münsters ,mit warmer Sympathie' als eine ,vom
christlichen Geist getragene Versammlung' begrüßt wurden."5 An dieser
beeindruckenden Friedensdemonstration am Vorabend des 1. Weltkrieges
nahm auch der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Adolf Geck aus
Offenburg teil. Da bei einer Auseinandersetzung Österreichs mit Serbien
auch unweigerlich Frankreich in den Krieg miteinbezogen würde, konzentrierten
sich die Friedensbestrebungen deutscher Sozialdemokraten auf eine
Verständigung mit den Franzosen. Dem gemeinsamen Manifest der Vorstände
der sozialdemokratischen Parteien und der Parlamentarier beider Länder
vom l. März 1913 gegen den Rüstungswahnsinn und für ein schiedsgerichtliches
Schlichtungsverfahren bei Streitigkeiten folgte am 11. Mai die Berner
Konferenz deutscher und französischer Parlamentarier verschiedener Parteien
, wobei bezeichnenderweise die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer
aus Frankreich stammte. Auf diesem Treffen sollte der Grundstein zu einer
„dauernden, ehrlichen Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland
" gelegt werden.

2. Ludwig Franks Verständigungsinitiative

Die Initiative dazu war von dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten
Dr. Ludwig Frank aus Nonnenweier ausgegangen, der tags darauf seinem
Freunde Heinrich Harpuder, dem Redakteur der Mannheimer , Volksstimme
", euphoristisch schrieb: ,,Es war eine große Sache. Die Franzosen
haben mich fast aufgefressen vor Liebe, und die Pariser Blätter priesen meine
,geniale Idee' als das Ei des Kolumbus".6 Das entsprach offensichtlich
dem außenpolitischen Trend, wie einem Bericht des deutschen Botschafters
in Paris, Frhr. v. Schoen, vom 5.2.1914 zu entnehmen ist: „der Gedanke
greift immer weiter um sich, daß Frankreichs Heil in einem besseren Verhältnis
zu Deutschland zu suchen sei".7 So nahmen an einer weiteren
deutsch-französischen Konferenz am 31.5. 1914 in Basel Vertreter von 4/5
der frz. Kammer teil, von deutscher Seite diesmal neben einigen Fortschrittlern
auch einige Vertreter des Zentrums und ein Vertreter der nationalliberalen
Partei. Weitere Veranstaltungen dieser Art konnten nicht mehr
stattfinden. Aber auf einer Friedenskundgebung, die am 29.7. 1914 in Mannheim
stattfand, also am Tage nach der österreichischen Kriegserklärung an
Serbien, bezeichnete Frank die ruhige und besonnene Haltung Frankreichs
als das Erfreulichste in der bösen Zeit. Selbst in den chauvinistischen Blättern
fände sich kein beleidigendes Wort gegen Deutschland. Er hob die
schwere Schuld Österreichs am Kriegsausbruch hervor, da es den Krieg
wollte und deshalb die harten, Serbien demütigenden und wegen der kurzen

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