Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 513
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0513
in der Berichterstattung unserer Lokalpresse als tadellos bezeichnet. Dagegen
erklären manche Zuhörer, daß sie der Vortrag des Heidelberger Professors
Rüge abgestoßen habe wegen der blutrünstigen Hetze gegen das
französische Volk. Im ,Volksfreund' heißt es, der Vortrag habe ,nicht in allen
Teilen das Richtige getroffen'. Hiesige Schülerinnen sagten, daß ihr Gemüt
von der Heruntersetzung der französischen Nation, die doch auch gute Seiten
habe, unangenehm berührt werde".

4. Anton Fendrichs Hetzpropaganda

Was während der Zeit anfänglicher Kriegspsychose und aggressiver Aktionsbereitschaft
schon kaum entschuldbar war, mündete mit den fortschreitenden
Kriegsjahren in eine gezielte Völkerverhetzung, zu der sich auch der aus Offenburg
stammende Schriftsteller Anton Fendrich hergab. Einst Redakteur
beim „Völksfreund" in Offenburg und Karlsruhe, wußte dieser Sozialdemokrat
die Stunde zu nutzen und schrieb etliche Kriegsbücher, da naturgemäß
eine Kriegs- und Durchhaltepropaganda gerade von seiner Seite höchst willkommen
war.

In seinem Buch „Gegen Frankreich und Albion" (1915) rechnete er mit den
damaligen Feinden ab, wobei sich sein Haß insbesondere über Belgien ergießt
, das es gewagt hatte, sich dem am 4. 8. 1914 ohne Kriegserklärung
erfolgten EinmaFSch deutscher Truppen in ihr neutrales Land entgegenzustellen
.

Nach Fendrichs Darstellung wollten die Belgier in satanischer Absicht die Deutschen zuerst
einlullen und hereinlassen. In der Nacht vom 3./4. August seien nun die Teufel des Beckens
von Lüttich losgebrochen, Bergarbeiter, die nach Ausfahrt aus der Grube „die dutzenderlei
kratzende Biere und brennende Schnäpse mehr als alles andere lieben". Jedes dritte Haus sei
eine Schenke. „So wie sie in Friedenszeiten ihren eigenen verhaßten Obersteigern Bomben
vor die Tür legen und dem Nachbarn im Streit das Messer in den Rücken stechen, so war
Hinterlist und Mordlust gegen die deutschen Soldaten auf dem Durchmarsch bei ihnen das
natürliche, um so mehr, als es an behördlicher Aufforderung und reich gelieferter Munition
nicht gefehlt hat. Drei Tage und drei Nächte lang hatten sich unsere Truppen durch den Ring
von Heimtücke und Blutdurst zu plagen. Während die belgische Armee ausriß, wenn die
Feldgrauen auftauchten, schössen Männer und Frauen hinterrücks aus den Dachluken auf die
durchziehenden Truppen. In der nächsten Viertelstunde schlugen zwar die Flammen aus den
Häusern der Meuchler, und an einer Mauer sanken ein paar wilde Teufel unter den deutschen
Standrechtskugeln zusammen, aber Ruhe gab es nur bis ins nächste Dorf . . . Tolle Weiber
schütteten heißes Wasser und siedendes Öl aus den oberen Stockwerken, Mädchen stellten
volle Wasserkübel vor die Tür, und wenn sich die durstenden Musketiere danach bückten,
bekamen sie von der anderen Seite eine Kugel in den Rücken". ,, . . . und aus anderen Häusern
wehten weiße Fahnen mit dem roten Kreuz. Wenn aber deutsche Krieger arglos darin
Quartier nahmen und sich eine Stunde niederlegten, so standen sie nicht mehr auf. Alte
Megären durchschnitten ihnen im Schlaf mit Küchenmessern die Kehlen. Überall wurde
schnell Gericht gehalten. Kein belgisches Dorf zwischen Verviers und Lüttich, durch das unsere
Truppen nicht im Flammenschein der brennenden Häuser marschiert wären. Wehe

513


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0513