Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 515
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durchreisende Soldaten und belgische Flüchtlinge, und für die Verwundeten
mehrere Lazarette mit Unterstützung der Bevölkerung eingerichtet. Verstorbene
Soldaten wurden ohne Rücksicht auf die Nationalität mit militärischen
Ehren bestattet. Im Auftrag des Stadtrates legte sein Mitglied Georg Monsch
jeweils einen Kranz nieder. Die Übernahme dieser humanitären Verpflichtung
entsprach seiner Gabe des Mitleidens, die er sich trotz der allgemeinen
Kriegspsychose und eigener patriotischen Begeisterung bewahren konnte
und die ihn in den leidenden Gefangenen den Mitmenschen sehen ließ:

„Ein Trupp Franzosen, etwa 150, kamen am 22.2. 1915 nachts hier an, alle
verwundet, jedoch so weit geheilt, um im Tausch gegen deutsche Gefangene,
ebenfalls kampfunfähig, nach Frankreich gebracht zu werden. Ein grauenhafteres
, entsetzlicheres Bild menschlichen Elends und Jammers vermag die
regste Phantasie nicht auszumalen. Fast allen fehlte ein Arm oder Fuß, einzelnen
beide Füße oder von jedem Teil ein Glied. Ein Mann war blödsinnig
infolge eines Kopfschusses."

Diese verkrüppelten Franzosen wurden am 27.2. unter gegenseitigen
freundlichen Abschiedsgrüßen weitertransportiert. Zur gleichen Stunde
wurde ein französischer Kapitän aus Besancon beerdigt. „Zweckloser und
auch unberechtigt hatte das Militär den Zutritt von Zivil in den Friedhof
durch Wachen abgehalten. Dennoch bot die Feier ein Bild der Einigkeit dadurch
, daß der katholische Pfarrer, ein sozialdemokratischer Stadtrat und
ein Offizier dem gefallenen frz. Feinde innige Worte der Ehrung und Achtung
ins deutsche Grab nachriefen".

Als am 20.5.1915 wieder ein französischer Soldat beerdigt wurde, legte
Monsch namens der Stadt einen Kranz nieder, ,,dabei betonend, daß wenn
auch alle Welt (Italien wird uns nächster Tage, infam treulos, den Krieg erklären
) haßerfüllt gegen uns zieht, wir doch auch den Feinden gegenüber die
Grundsätze der Humanität und Zivilisation in Ehren halten werden."

Wie die französischen wurden natürlich auch die russischen Kriegsgefangenen
, die in Offenburg oder auf Bauernhöfen in Oppenau oder auch in Hofweier
beschäftigt wurden, menschlich behandelt: „Die Leute, kräftig, groß
und stark, erweisen sich als geschickt und fleißig, dieselben erhalten ortsüblichen
Lohn, gute Behandlung".

Man ist nicht nur von der humanen Haltung der Stadtverwaltung tief berührt
, sondern auch beeindruckt von der wohltuenden Berichterstattung in
Adolf Gecks Zeitschrift. Als der schwerverwundete französische Soldat
Pierre Faucauls als Austauschgefangener auf der Fahrt in die Heimat in Offenburg
starb, berichtete diese am 18.7. 1915:

„Wie es bei uns ritterliche Sitte ist, beerdigt man den tapferen Gegner auf
dem gemeinsamen, prächtigen Ruhefelde unseres Soldatenfriedhofes . . .

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