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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 519
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haus und auf dem Friedhof nicht von den beiden Leidtragenden weichen durften, paßte zum
schmerzlichen Abschied nicht. Den würdevollen, guten Eindruck rief das Geleit hervor, welches
eine Frauenabordnung des Roten Kreuzes zur Bestattung der Frau stellte. Getröstet
durch diesen humanen Beistand schied der Franzose mit der Hoffnung, ein baldiges Kriegsende
möge ihm gestatten, die Leiche seines Weibes ausheben zu lassen zur Begrabung in
Frankreichs Erde."

Der 9. September, an dem ,,D'r alt Offeburger" über das Begräbnis von Madame
Cordier berichtete, war für den Sohn des Verlegers, Brandel Geck, der
schon seit Monaten in St. Quentin lag, der letzte Tag vor der Verlegung nach
Flandern.

Die deutsche Armee war nicht zum ersten- und auch nicht zum letztenmal
in der Stadt: bei St. Quentin hatte am 19. L 1871 die französische Nordarmee
eine entscheidende Niederlage durch die Deutschen erlitten, die bis August
die Stadt besetzt hielten; nach Ausbruch des ersten Weltkrieges fanden dort
im August und September 1914 wiederum Kämpfe statt. Von den schweren
Verlusten kündet der von den Deutschen angelegte Militärfriedhof in St.
Quentin mit seinem für die Gefallenen errichteten Monument, bei dessen
Einweihung am 18. Oktober 1915 Kaiser Wilhelm II. zugegen war.8 Zum
dritten Mal wurde die Stadt am 18.5. 1940 durch Guderians 2. Panzer-
Division eingenommen!

Am 25. November notierte Monsch: „Heute fanden zwei Beerdigungen
statt, eines deutschen Rekruten, der lungenkrank, dennoch eingezogen wurde
, aber alsbald den großen Strapazen des Rekrutendrills erlag. Der andere
war ein frz. Flieger, welcher in dem grauenhaften Luftkampf in Haslach abgeschossen
wurde und auch entsetzliche Brandwunden davontrug. Nach
qualvollem, sechswöchigem Leiden fand er im Tod Erlösung. Eine Kompanie
Soldaten und Musik ehrten Freund und Feind." Monsch legte in beiden
Fällen Kränze nieder, bei dem französischen Flieger betonend, daß er von
seinen Wunden, in Erfüllung seiner gräßlichen Kriegspflicht, friedliche
Städte mit Bomben zu bewerfen, Frauen und Kinder zu töten, trotz sorgfältigster
Pflege nicht gerettet werden konnte. Hierauf hielt ein französischer
Offizier in seiner Sprache eine längere Trauerrede. Dem Pfarrkurat Karle
bestätigte Monsch, daß er prächtige Worte der Völkerversöhnung gefunden
habe.

Das Mitgefühl galt auch den immer wieder durchfahrenden Franzosen aus
dem Kampfgebiet: „Flüchtlinge aus dem Schlachtgebiet in Nordfrankreich
fahren wieder hier durch. Die armen Leute, Männer, Frauen, Kinder werden
am Bahnhof gut verpflegt, kommen nach Südfrankreich über die
Schweiz. Möge diese grausame Ausweisung sich an uns nicht rächen", vermerkte
Monsch am 3. 1. 1918.

Wie ein Bericht vom 3. 5. 1918 bezeugt, wurden auch die französischen Offiziere standesgemäß
bestattet: „Letzten Freitag wurde auf dem hiesigen Kriegerfriedhof ein französischer

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