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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 520
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Offizier unter militärischen Ehren und Trauermusik beerdigt. Derselbe war im hiesigen Garnisonslazarett
trotz sorgfältigster Pflege einer tückischen Krankheit erlegen. Französische
und englische Kriegsgefangene trugen den Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte. Dies,
und die Anwesenheit einiger frz. Offiziere, denen unter Aufsicht eines deutschen Offiziers
gestattet ward, aus ihrem Lager in Vöhrenbach, wo früher auch der Verstorbene interniert
gewesen, hierher zu reisen, gab der Bestattung ein besonderes Gepräge".

Schließen wir diese Dokumentation mit dem Begräbnis eines Franzosen vor
dem Kriegsende am 31.10. 1918, bei dem Monsch bei der Niederlegung des
Kranzes Worte der Versöhnung sprach und den anwesenden französischen
Gefangenen die Hände drückte: „Dankbar und gerührt nahmen dieselben
das Mitgefühl entgegen. Möchten es doch die letzten Gegner sein, die hier
ihr Grab erhalten, möge der heißersehnte Frieden noch vor Weihnachten die
Völker beglücken."

7. Versailles und die Folgen

Nachdem am 4. Oktober 1918 die deutsche Note an den amerikanischen Präsidenten
Wilson mit der Aufforderung, den sofortigen Waffenstillstand herbeizuführen
, abgegangen und das baldige Kriegsende zu erwarten war, stieg
auch in Offenburg das Stimmungsbarometer.

Am 19. Oktober begab sich der Stadtrat wie üblich zum Weinfest in die Reben und beim
Abendessen ging es hoch her: „Die Stadträte tanzten mit den Winzerinnen. Auch die gefangenen
Franzosen, in neuen roten Hosen, waren lustig, sangen und tanzten mit sich selbst beim
Walzer. Ein originelles geschichtliches Bild. Da die Franzosen in dem sonst zum
Herbstschmause benützten Raum ihr Nachtlager haben, so wurde das Fest mit Sang und
Klang in der Wohnung des Aufsehers abgehalten. Die Franzosen mußten den Eindruck gewinnen
, daß wir den Umschlag des Kriegsglücks mit Würde und frischen Mutes ertragen,
eingedenk des Wortes: schon manchmal trat das Unglück als Glück dem Volk entgegen, es
fehlte nur der Blick, dieses gleich zu erkennen. Ein glückliches freies Vaterland wird uns aus
allem entsprießen, diesem galt das letzte Hoch mit dem Wunsche, mitzuwirken, mitzukämpfen
, daß an Stelle von Militär und Krieg, Kultur und Wohlergehen tritt für alle Menschen."

Der ehemalige französische Botschafter in Berlin, Andre Francois-Poncet,
der von Ende September 1901 bis Ostern 1902 als Unterprimaner am Offenburger
Gymnasium war, schrieb in seinen Erinnerungen: ,,Wie die meisten
Soldaten des Krieges 1914/1918 und übrigens wie die meisten Franzosen
wünschte ich, daß die Beziehungen unseres Landes zu dem unruhigen Nachbarn
verbessert und gefestigt würden, um uns vor der Möglichkeit eines neuen
Krieges zu schützen".9

Doch schon vor der am 18. 1.1919 in Paris beginnenden Friedenskonferenz
wurde deutlich, daß die Nachkriegszeit dafür alles andere als günstig war.
Als Georg Monsch am 10. 11. die Friedensbegingungen las, sprach er schon
deutlich aus, was fortan zum zentralen politischen Thema in Deutschland
wurde: „die Bedingungen sind hart und räuberisch. Die Blockade soll erhal-

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