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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 525
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herausgegeben wurde, zählen die Autoren auch Heinrich Werneke, der für
Bd. IV (1923/24) und Bd. V (1924/25) 5 Beiträge beisteuerte, darunter die
Aufsätze „über die Pflege des Französischen in den deutschen Schulen",
„Die Vergiftung des deutschen Volkes durch die deutschen Lesebücher"
und „Unsere liebe Sprache". Die Redaktion, die sich bis 1929 in Mainz befunden
hatte, siedelte im Frühjahr 1930 nach Straßburg über, ohne daß dies
anscheinend zu einer engeren Mitarbeit Wernekes führte.

Als Werneke 1926 in Kehl mit seiner publizistischen Tätigkeit und Herausgabe
seiner Schriften begann, lag wohl die schlimmste Zeit deutschfranzösischer
Nachkriegsbeziehungen schon einige Jahre zurück:

Frankreich hatte einen deutschen Rückstand an Reparationslieferungen von
Kohle und Telegraphenstangen als willkommene Gelegenheit dazu benutzt,
das Ruhrgebiet zu besetzen. Nach Einmarsch französischer und belgischer
Truppen am 21. 1. 1923 war von der Regierung Cuno zum „passiven Widerstand
" aufgerufen worden. Als Deutschland internationale Zugverbindungen
einstellte, wurden daraufhin Offenburg, Appenweier und andere Orte in den
Brückenkopf Kehl einbezogen. Der Ruhrkampf mußte am 26. September
1923 als sinn- und zwecklos gewordener Widerstand wegen der katastrophalen
Wirtschaftslage von Reichskanzler Stresemann abgebrochen werden; der
am 4.2. 1923 von den Franzosen besetzte erweiterte Brückenkopf Kehl wurde
am 18. 8.1924 wieder geräumt.

Doch die Ruhrbesetzung war natürlich nicht ohne schwerwiegende psychologische
Auswirkungen geblieben: sie hat dazu beigetragen, „die Feindschaft
breiter Schichten der deutschen Öffentlichkeit, die besonders
empfänglich für konservative Propaganda waren und bis dahin alle Alliierten
unterschiedslos als verantwortlich für den Versailler Vertrag angesehen hatte
, einzig auf Frankreich konzentrieren14".

Für die in Deutschland herrschende Stimmung sind die Ausführungen des
Universitätsprofessors Dr. Arthur Salz in seinem 1923 herausgekommenen
Buch „Das ewige Frankreich" charakteristisch:

„Es kann mit uns machen, was es will, es kann uns alles abnehmen, auch unsere politische
Existenz als Staatswesen, nur eines kann es uns nicht nehmen: unsere abgrundtiefe Verachtung
, die wir für dieses Frankreich von heute empfinden." Und an anderer Stelle: „Wie aber
das heutige Frankreich? Da ist alles klein, schäbig, subaltern und gemein. Was wir Frankreich
übelnehmen, und allein übelnehmen, das ist die Feigheit seines Handelns, und Feigheit
kann man nur verachten, nicht hassen. Oder ist es nicht Feigheit, einen Gegner (noch dazu
unter falschen Voraussetzungen) zu entwaffnen, ihn an Seele und Körper zu knebeln und dann
unter nichtigem Vorwand über ihn herzufallen".

Für Salz blieb „la France eternelle", das „ewige Frankreich", was es je und
je war: der Vampir am Herzen Europas.

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