Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 527
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0527
„Auf Grund seiner hohen Bildung, seiner häufigen Aufenthalte in Frankreich, der Beziehungen
, die er dorthin pflegt, hat er über unser Land Kenntnisse erworben, um die ihn viele der
gebildetsten Franzosen beneiden könnten. Er kennt den aufrichtigen friedlichen Geist und die
von Grund auf republikanischen Traditionen; er legt insbesondere den größten Wert auf die
zivilisatorische Rolle, die es im Lauf der Jahrhunderte gespielt hat . . . Das ist die Mission,
die er sich auferlegt hat und die seine ganze Existenz ausfüllt; sie ist zugleich seine vornehmste
Beschäftigung und dauernde Sorge, seine Zerstreuung und die Quelle aller seiner Freuden
, denn dieser Benediktiner, verloren in der unruhigen und hastigen Menge unserer großen
Städte, gönnt sich keine anderen Vergnügen, sogar die unschuldigsten, zu denen wir von Zeit
zu Zeit Zuflucht nehmen, um unsere von der Überarbeitung zerrütteten Nerven wieder zu
stärken: Theater, Kinos, Konzerte, Soirees, längere oder kürzere Aufenthalte abends in den
verrauchten Wirtschaften, die den guten deutschen Bürgern so lieb sind, sind für ihn unbekannte
Dinge. Seine Welt ist seine Zelle, vollgestopft mit Büchern, Broschüren, Bildern und
Papieren, die er in einem kleinen Hause bewohnt".

Dort in der Stille entstünden die kühnen Projekte dieses wahren Menschenfreundes
, Projekte, deren Ausmaß man nicht vermute.

Doch sah er sich in seinen Erwartungen getäuscht, denn die Zeitschrift, die
zuletzt unter dem Titel „Zur deutsch-französischen Verständigung. Illustrierte
Monats-Blätter" erschien, wurde mit Heft 3 des 2. Jahrganges 1927
eingestellt. In Anbetracht eines unangebrachten militärischen Aufplusterns
konnte Werneke ohnehin in Kehl selbst mit seiner Zeitschrift kaum auf Interessenten
rechnen, denn da hatte doch beispielsweise tatsächlich der kommandierende
General der französischen Rheinarmee die alte Verordnung
Nr. 22 der Int. Rheinlandoberkommission vom 12. Mai 1920 wieder aufgewärmt
und darum ersucht, die deutschen Polizei-, Feuerwehr-, Zoll- und
Forstbeamten darauf hinzuweisen, daß diese Beamten — soweit in Uniform
— die Fahnen und die Offiziere der alliierten und assoziierten Mächte zu
grüßen hätten! Landrat Schindele empfahl am 28. Juni 1926 den Bürgermeistern
, die in Frage kommenden uniformierten Beamten entsprechend zu verständigen
, damit sie vor Schaden bewahrt blieben, der ihnen daraus
erwachsen könnte, daß sie irrtümlich annahmen, die Grußpflicht sei infolge
der Verhandlungen von Locarno weggefallen. Auch wurden die Bürgermeisterämter
am 25. 8. 1926 an den Artikel 24 der Verordnung Nr. 308 erinnert,
daß Umzüge in den Garnisonsorten nach wie vor der Besatzungsbehörde anzumelden
seien. Das galt auch für Umzüge, die vom unbesetzten Gebiet in
die Garnisonsorte des besetzten Gebietes gelangten. Angesichts solcher Anordnungen
waren die Kehler sicherlich nicht neugierig darauf, Frankreich
auch noch aus illustrierten Blättern kennenzulernen! Nun wurde zwar
Deutschland durch Beschluß der Vollversammlung des Völkerbundes vom
8. September 1926 in den Völkerbund aufgenommen und ihm ein ständiger
Ratssitz zuerkannt, aber der Besatzungsalltag blieb. Gerade die besondere
Situation im besetzten Gebiet mochte Werneke zu verstärkter Aktivität veranlaßt
haben, und ganz gewiß auch motiviert durch jenes fast legendäre Zusammentreffen
des Reichsaußenministers Stresemann mit Aristide Briand
am 17.9. 1926 in dem französischen Dorf Thoiry, das damals als eine , ,Welt-

527


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0527