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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 531
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deutsche Schüler einen Monat in Ost- und Südfrankreich verbrachten, wurden
sie in Paris gar von Minister Briand im Auswärtigen Amt empfangen.

Im September trafen sich sechzig deutsche und französische Studenten in
Mannheim: „Seit 1914 war dies wieder das erste Stelldichein Delegierter
akademischer Organisationen aus den Ländern, deren Nachwuchs in Jahrhunderten
zur ,Erbfeindschaft' erzogen wurde. Zur Lösung der Aufgabe, die
neuen Generationen zur Bestätigung friedlicher Außenpolitik aufzuziehen,
gehört mehr Mut, als sich vor Kanonen zu stellen, meinte zutreffend der
Führer der französischen Studentenschaft. Der Oberbürgermeister Dr. Heimerich
bezeichnete es als die Aufgabe hochstehender Menschen, die geschichtlichen
Widerwärtigkeiten zwischen Frankreich und Deutschland auf
kulturellen Bahnen zu lösen. In der Südwestecke habe Baden das größte Interesse
am Frieden. Die von der ,Asta' (Allgemeiner Studentenausschuß)
der Heidelberger Universität geleitete Studentenschaft protestierte gegen
diese deutsch-französische Tagung! O heilige Einfalt!"

Der Geist der „Heiligen Einfalt" der akademischen Jugend, von der Geck
am 20.9. 1930 berichtete, wehte auch an der Universität Heidelberg nicht
von ungefähr. Ungehört blieben Warnungen, wie jene von Adolf Geck anläßlich
des Volkstrauertages 1930: „Uns scheint der Tag des Friedensschlusses
als der geeignetste. Immerhin: der Volkstrauertag muß den Urhebern des
Krieges fluchen und die Völker warnen vor der Vorbereitung eines neuen
Unheils. Die Parole der Andachten muß lauten: Nie wieder Krieg!" —
„Auch die heutige Generation, welche unter dem wachsenden Einflüsse einer
organisierten Kriegshetzerei steht, muß davor bewahrt werden, die Lehren
einer Schreckenszeit aus dem Gedächtnis zu verlieren".

Arnold Bergsträsser: Grenzen einer Verständigungspolitik

Im gleichen Jahr umriß der Heidelberger Universitätsprofessor Arnold
Bergsträsser in seiner Schrift „Sinn und Grenzen der Verständigung zwischen
Nationen" die Problematik deutscher Verständigungspolitik: „Zur
Doktrin erhoben wird der Gedanke der Verständigung zu einer Gefahr der
Entkräftung des politischen Willens". Er wies darauf hin, „daß für kein
Land Europas und der Welt Verständigung und Verständigungspolitik als solche
zum politischen Ziel geworden sind, zu dessen Gunsten die Interessen
des Nationalstaates und der Nation zurückzutreten hätten" und steckte den
Rahmen für eine ideelle Verständigungspolitik ab: „Allerdings gibt es jenen
Weg der politischen Resignation, der die Annahme der Verständigungsidee
als unbedingten politischen Prinzips gestattet: Der endgültige innere Verzicht
auf eine Änderung der politischen Lage von 1919, auf eine Wiederherstellung
der vollen Souveränität des Reiches, auf eine Änderung der
östlichen Grenzziehung, auf die dauernde Lebensfähigkeit Ostpreußens, das

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