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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 532
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heißt im ganzen aber auf die Herstellung einer tatsächlichen Gleichberechtigung
zwischen den europäischen Nationen". Nach wie vor blieb also auch
bei Bergsträsser die Revision des Versailler Vertrages der Fixpunkt seiner
Auffassung über Verständigung, wobei der hochdekorierte Kriegsfreiwillige,
der nach dem Krieg Geschichte, Soziologie und Nationalökonomie studiert
hatte, keinen wissenschaftlichen adäquaten Beitrag über die Ursachen des
Ersten Weltkrieges leistete.

Den Kernpunkt seiner Auffassung über das Verhältnis Deutschland—Frankreich
verdeutlichte er auch in seinem ebenfalls 1930 erschienenen Buch
„Staat und Wirtschaft Frankreichs": „Wir haben uns damit zu begnügen, die
Stellung Deutschlands im System der französischen Nachkriegspolitik zu
umreißen. Sie verändert sich in den Grundtatsachen nicht durch ein Fortschreiten
der Verständigung. Weder eine wirtschaftliche Zusammenarbeit
noch eine Verdichtung der kulturellen Beziehungen vermag das Machtsystem
von 1919 zu verändern, das zur weltpolitischen Grundlage des modernen
Frankreich geworden ist. Nur eine generelle Wandlung der Machtverhältnisse
Europas könnte hier Änderungen herbeiführen. Eine politische
Verständigung ist für den Deutschen daher nur möglich unter dem Vorbehalt
der Vörläufigkeit des Machtstatus der Gegenwart". Nach diesem Grundsatz
verfuhr außenpolitisch Reichskanzler Brüning, der am 27. September 1931
in Berlin den französischen Außenminister Laval empfing. Beide waren sich
einig, daß sie in der Verständigungsarbeit einen allmählichen, aber sicheren
Weg beschreiten wollten. Brüning vermerkte dazu in seinen „Memoiren":
„Ich bezweifelte nicht, daß Laval die ehrliche Verständigung mit Deutschland
wollte, allerdings ebensowenig, daß er mit Hilfe des französischen Goldes
gleichzeitig die Hegemonie Frankreichs in Europa zu stabilisieren und
auszubauen beabsichtigte. Für mich gab es nur die Aussöhnung mit Frankreich
auf der Grundlage der Gleichberechtigung und der allmählichen Aufhebung
des Versailler Vertrags"15. Der Eindruck des neuen französischen
Botschafters Frangois-Poncet von diesem Zusammentreffen in Berlin:
„Nach Lavais und Briands Besuch sanken meine Hoffnungen und Illusionen
, die mich nach Deutschland geführt hatten, langsam Blatt und Blatt zu
Boden . . . Weder im Reich noch in seiner Hauptstadt rief die deutschfranzösische
Verständigung wirkliche Sympathie hervor, die sich mutig ans
Licht gewagt hätte."16

Doch im folgenden Jahr konnte die deutsche Außenpolitik wesentliche Erfolge
verzeichnen: auf der Lausanner Konferenz wurde am 8. Juli 1932 das
Ende der Reparationszahlungen mit der Festsetzung einer Restschuld von
drei Milliarden beschlossen, fällig nach drei Jahren und nur unter bestimmten
wirtschaftlichen Bedingungen. Am 11. Dezember folgte eine Erklärung
der Regierungen Großbritanniens, Frankreichs und Italiens, daß Deutsch-

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