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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 545
(PDF, 111 MB)
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mag wohl das abschließende Ergebnis der
Forschungen sein. Weniger seine historisierende
Bauweise sondern vor allem seine
einzigartige Lage auf dem in das Kinzigtal
vorspringenden Berggipfel haben dem Ortenberger
Schloß zu seinem großen Ansehen
verholten. Aber auch der heutige Schloßbau
verdient, wie der Verfasser nachweist, große
Anerkennung.

Sein Vorgängerbau, die in der Hohenstaufenzeit
entstandene Burg Ortenberg, hatte
als Verwaltungsmittelpunkt der Landvogtei
Ortenau für deren Bewohner große Bedeutung
. 1697 wurde sie von den französischen
Truppen auf Befehl Ludwigs XIV. zerstört.
Sie wäre gänzlich verfallen, hätte sie nicht
1838 der aus Riga stammende baltische
Großkaufmann Gabriel Leonhard v. Berck-
holtz als Teil des Rebschloßgutes ersteigert.
Seine Absicht war, sich auf diesem historischen
Platz unter Verwendung der noch vorhandenen
Baureste einen Aufenthaltsort für
die Sommermonate zu schaffen. Reichliche
Geldmittel standen dafür zur Verfügung.
Mit der Anfertigung des Planes beauftragte
er den Karlsruher Architekten Eisenlohr.
Aber nach vielen Überlegungen und Entwürfen
, die der Verfasser eingehend beschreibt
, wurde die Burg nicht restauriert,
sondern es entstand ein neues Schloß (sowie
ein Turm, der „Schimmel"), das unter Verwendung
von Stilmitteln der mittelalterlichen
Kunst sich an den Stil der Tudorzeit in
England anlehnt: ein mehrstöckiger von
Zinnen bekrönter Bau mit vier Rondelltürmen
an den Ecken, umgeben von breit
ausladenden Bäumen, ein historisierendes
Gebäude im Geiste der Romantik. Dieses
Schloß war der Sommersitz von 3 Familien,
die durch Handelsgeschäfte und Industrieunternehmungen
zu großem Reichtum gekommen
waren, die auch geadelt waren (2
vom sog. Briefadel, eine von altem Adel),
denen nur eines fehlte, die Tradition des Namens
und die sie sich nun durch den Besitz
einer Burg zu verschaffen bemühten. Diese
Familien waren die von Berckholtz, Untertanen
des Zaren von Rußland, die aus Straßburg
stammende de Bussierre und zuletzt
die des jüdischen Barons von Hirsch und
später Brand. Eingehend beschäftigt sich
der Verfasser mit ihnen und ihrem Schicksal
. Doch ihre Herrschaft, die keine war,

endete, als die finanziellen Grundlagen erschöpft
waren. Damit verweist der Verfasser
auf die gesellschaftspolitische Bedeutung
des Schloßbesitzes, auf das Bestreben reich
gewordener Kreise, einen feudalen Lebensstil
zu pflegen, was jedoch scheiterte.

1942 ging das Schloß in den Besitz des Jugendherbergeverbandes
über. Durch Kriegseinwirkungen
und Besatzungsschäden sowie
Vernachlässigung der erforderlichen Ausbesserungsarbeiten
begann das Schloß allmählich
zu verfallen. Durch umfangreiche
Arbeiten stellte man es in der Zeit von
1973—1981 wieder her. Heute ist es wieder
Jugendherberge.

So ist das mit vielen Bildern und Plänen
ausgestattete Werk nicht nur ein gründlicher
und sorgfältiger Bericht über den Neubau
eines viel bestaunten Schlosses, sondern
auch ein Hinweis auf die gesellschaftspolitischen
Bestrebungen des aufsteigenden Bürgertums
im 19. Jahrhundert.

H. Sehn.

Connaitre Strasbourg, Roland Recht,
Georges Foessel, Jean-Pierre Klein

Editions Alsatia, Colmar, 1988.
150 F, ca. 44 DM

Dieser Straßburg-Führer ist die überarbeitete
und erweiterte Neuauflage des 1977 erstmals
, auch in deutscher Übersetzung als
„Begegnung mit Straßburg", erschienenen
Straßburg-Führers. Er versteht sich in erster
Linie als Kunstführer, bietet aber dazu ausführliche
historische Informationen. Verfasser
sind der Direktor der Straßburger
Museen, Roland Recht als Kunsthistoriker,
der Archivar am Stadtarchiv Georges Foessel
und der Leiter des Historischen Museums
, Jean-Pierre Klein.

Einer gerafften Geschichte der 2000 Jahre
alten Stadt von G. Foessel folgt ein Überblick
über Kunst und Architektur von R.
Recht. Er teilt sich die immense Aufgabe
mit J.-P. Klein, im wesentlichen das gesamte
denkmalgeschützte architektonische Erbe in
der Altstadt — und in dieser nicht allein —

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