Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 548
(PDF, 111 MB)
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Von jeder Gemeinde wird angegeben, wann
sie entstanden ist, ihre Geschichte und ihr
Ende, wann sie die Höchstzahl ihrer Mitglieder
erreichte, wieviel Mitglieder im
3. Reich umgebracht wurden, ferner das
Baujahr der Synagoge (mit vielen Bildern),
wo die Toten bestattet wurden, ob ein rituelles
Bad bestand u. a. Schließlich folgt ein
Namensverzeichnis aller am Ort ansässigen
jüdischen Geschäfte und Gewerbebetriebe.
Außerdem wird angegeben, wieviel jüdische
Gefallene des ersten Weltkriegs auf
dem örtlichen Gefallenendenkmal stehen,
ferner die Namen von bedeutenden jüdischen
Persönlichkeiten, die aus dem Ort
stammen. Die Ausführungen beschließt ein
Verzeichnis der Quellen, aus denen die Angaben
entnommen sind. Es stimmt schon
traurig, wenn man sich erinnert, z.B. was
Netter für Bühl und Herschel für Mannheim
geleistet haben, oder an die hervorragenden
Gelehrten, die z. B. an der Universität Freiburg
wirkten, so der Chemiker Georg v. He-
vesy, der das Element Hafnium entdeckte,
der Philosoph Edmund Husserl, der Begründer
der Phänomenologie. Otto Lenel.
der Erforscher des römischen Rechts, der
Mathematiker Alfred Loewy, der Rechtshistoriker
F. Pringsheim u.a.

So ist das Werk ein zwar knappes aber zuverlässig
gearbeitetes Nachschlagewerk, das
dem Forscher auf dem Gebiet der Ortsgeschichte
sehr hilfreich ist. Die vielen Aufnahmen
, besonders der Synagogen vor und
nach der Zerstörung sowie der Friedhöfe in
ihrer meist abgelegenen Lage halten die Erinnerung
wach an eine kleine Volksgruppe,
die so entsetzlich im 3. Reich vernichtet
wurde.

H. Sehn.

Schicksal und Geschichte der jüdischen
Gemeinden Ettenheim, Altdorf, Kippenheini
, Schmieheim, Rust, Orschweier

Herausgeber: Historischer Verein für Minelbaden
e. V. Mitgliedergruppe Ettenheim.
456 S., Ettenheim 1988

Das angezeigte umfangreiche Werk behandelt
unter Beifügung von vielen Bildern und
Plänen die Geschichte und das Schicksal der
jüdischen Gemeinden Ettenheim, Altdorf,
Kippenheim, Schmieheim, Rust und Orschweier
. Abgesehen von dem bischöflichen
Ettenheim verdanken sie ihre Existenz der
Tatsache, daß sie unter ritterschaftlicher
Herrschaft standen, für deren Herren sie eine
gute zusätzliche Einnahmequelle waren.
Dank ihrer jahrhundertelangen Anwesenheit
und ihrer zahlenmäßigen Stärke — in
Schmieheim war zeitweise die Zahl der jüdischen
Einwohner größer als die der christlichen
— ergaben sich vor allem seit der
Judenbefreiung in Baden trotz ihres Eigenlebens
gute persönliche und geschäftliche
Beziehungen zu dem christlichen Bevölkerungsteil
, der sich nicht scheute, spezifisch
jüdische Ausdrücke in seine Umgangssprache
aufzunehmen (z. B. koscher = recht, erlaubt
, loschoren = horchen, meschugge =
irrsinnig. Mores = Angst, schlei = ungesalzen
, schmusen, u.a.). Sie wohnten nicht
mehr im Ghetto, sondern unter den ortsansässigen
Bürgern, hatten dort ihre Geschäfte
, besaßen neue Synagogen und andere
Einrichtungen wie Schulen usw., nahmen
am örtlichen Vereinsleben teil, waren angesehene
Ärzte usw. Und doch wurden sie seit
1938 durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft
aus den genannten Gemeinden
vertrieben, entehrt, ihres Besitzes
beraubt, und viele von ihnen starben in dem
Pyrenäendorf Gurs oder wurden in Konzentrationslagern
umgebracht. Heute gibt es in
den genannten Orten keine Juden mehr.
Doch wird die Erinnerung an die ehemaligen
jüdischen Mitbürger wachgehalten, und
es ist das, was mit ihnen im 3. Reich geschah
, nicht vergessen. Dieser Aufgabe
dient das vorliegende Buch. Sorgfältig erforscht
und gewissenhaft dargestellt werden
die Novemberpogrome in den genannten
Gemeinden; es wird auch ihres kulturellen
Erbes gedacht vor allem ihrer Synagogen,

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