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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 224
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bedrohte die Leute. Er wurde überwältigt. Seine Frau schrie umher, ihr
Mann sei von den Tinctorius durch einen Trunk vergiftet worden. Die Zusammengelaufenen
stürmten ins Haus des Notars und drohten mit Prügel
und Tod. Daß ausgerechnet zu dieser Stunde der Rat der Stadt tagte und die
Fürstenberger in Amtsgeschäften in Hüfingen weilten, läßt das ganze Getue
in eigenartigem Lichte erscheinen. Die Volksmenge forderte vom Rat, an
die Fürstenberger eine Abordnung zu schicken. Diese erreichte dann auch
eine Untersuchung. Unter dem Druck der „Öffentlichen Meinung" wurde
eine Gemeindeversammlung anberaumt. So konnten nun die wackeren Hü-
finger alles vorbringen, was sie gegen das böse Weib aus Zell auf Lager hatten
. Nur schon, daß Jacobäa „Ausländerin" war und mit ihrem ,,Zeller
Dütsch" ganz anders sprach als die Einheimischen, fiel schwer ins Gewicht
. Der Kaufmann Goß berichtete, wie er die Jacobäa einige Male auf
seiner Kellertreppe angetroffen hätte, so als ob sie beten wollte. Der Scharfrichter
warf der Frau vor, sie habe ihn „Meister Hämmerli" genannt, das
sei gleichbedeutend mit „Teufel", worauf die Tinctorius erwiderte, es wäre
in ihrer Zeller Heimat der Ausdruck für „Scharfrichter". Der aber sagte,
so lange sie ihn „Meister Hämmerli" nenne, sähe er die Frau als „Hexe"
und den Ehemann als „Hexenmeister" an.

Und der Trunk, den die Notarin dem Welschhans gereicht! Der Kerl stand
im Verdacht, dem Kaufmann Goß Waren entwendet zu haben, und sollte
deshalb eingesperrt werden. Er war mit dem Stabhalter Ribola befreundet,
so daß er als dessen Schützling nicht in Haft genommen, sondern nur im
Rathaus festgehalten wurde. Weil er dann nachts sogar ausging und Fluchtgefahr
bestand, ordnete Tinctorius an, den Dieb im Schloß von zwei Wächtern
zu behüten.

Frau Tinctorius — vielleicht im Erinnern an ihre Zeller Haftzeiten — bekam
Mitleid mit dem Strolch und ließ ihm einen Stärkungswein zukommen.
Der Welschhans und die Wächter tranken tüchtig. Hernach klagte der Dieb,
der Wein habe ihm die Eingeweide „umgedreht" und sei schuld an seinem
Tobsuchtsanfall gewesen.

In den Kampf gegen Jacobäa wurde eine alte, als Hexe verschriene Bettlerin
, die Anna Beck, eingeplant. Man befragte diese zuerst gütlich und dann
peinlich und erfuhr dabei alles, was man brauchte, v. a. wer bei den Hexentänzen
mitmache, natürlich auch das Ehepaar Tinctorius.

Nach weiteren Hexenbefragungen kam Jacobäa selbst an die Reihe. Wie sie
als Folge des Zeller Prozesses und der jetzigen Qualen innerlich und äußerlich
geschwächt war, bezeugt die unglaubliche Tatsache, daß sie im zweiten
Verhör gegen ihren eigenen Mann aussagte.

Das Protokoll meldet:

,,... Frau Jacobäa Tinctorius ... ist durch den Scharfrichter von Villingen an die Tortur geschlagen
und examiniert worden. Die hat bekannt wie folgt:

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