Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 380
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zialen Position, die sich in jüngster Zeit eingebürgert hat. Wie konnte er
Kontakte zu Verlegern finden, sich Bücher beschaffen, ja sogar, wie Günther
Weydt versichert, eine dauernd präsente umfängliche Bibliothek benützen
?4

Man hat Hypothesen erstellt. Die Bibliothek, die ihm zur Verfügung stand,
könnte jene nachweislich reichhaltige des Klosters Allerheiligen gewesen
sein, deren Katalog aus dem 18. Jahrhundert sich erhalten hat.5 Doch
konnte er, bei seiner sonstigen Beanspruchung, mehrere Male in der Woche
zwischen Renchen und Allerheiligen hin und herreiten? Man hat an die nähere
Ullenburg des gewiß literarisch interessierten Dr. Küffer gedacht.
Doch die Ullenburg bietet nur beschränkten Raum, und Küffer dürfte den
wertvolleren Teil seines Besitzes in einer Stadtwohnung in Straßburg gehabt
haben. Man hat an die Schauenburg gedacht, die wohl den nötigen Raum
geboten hätte, und doch ist von einer Bibliothek der Freiherren von Schauenburg
wenig bekannt. Daß er selbst eine solche Bibliothek besessen haben
könnte, diese Möglichkeit scheidet bei seinen bescheidenen Einkünften als
Schaffner, dann als Schultheiß aus. Man hat die Rechnung aufgemacht, daß
der Wert der Bücher, die er nachweislich benützte, im heutigen Gegenwert
mehr als 230000 DM betrüge.6 Es gibt also keine Antwort.

Was seine Beziehung zu dem Nürnberger Verleger Wolf Eberhard Felsecker
betrifft, der seine wichtigsten, zumindest seine erfolgreichsten Schriften
herausbrachte, so wurde früh schon die Vermutung vorgetragen, daß Grimmelshausen
zu Beginn seiner literarischen Tätigkeit selbst eine Reise nach
Nürnberg unternommen haben müßte.7 Dafür gibt es — schwache, wie ich
finde — Indizien. So jener launige Bericht, indem sich der Schreiber selbst
ironisiert, über den Besuch bei einem Buchdrucker in einer „wohlbekannten
, und weit berühmten Stadt in Deutschland" - das müßte wohl
Nürnberg sein —, der in der ersten Continuatio zum Europäischen
Wundergeschichten-Calender' enthalten ist.8 Die Details dieser Schilderung
, die hastige Suche eines Brotliteraten nach verwertbarem Kalendermaterial
in dieser Buchhandlung, seine Ungeschicklichkeit beim Stöbern in
den unordentlichen Buchstapeln, waren zu einprägsam, zu genau, als daß
nicht ein eigenes Erlebnis Grimmelshausens dahinter zu stehen schien.
Auch zeigte die Druckgeschichte der ersten Schrift, des ,Satyrischen Pil-
gram' in diese Richtung. Sie war in den Meßkatalogen des Herbstes 1665
von dem unbedeutenden Straßburger Drucker Nagel angezeigt worden. —
Grimmelshausen muß es also zunächst im nahen Straßburg versucht haben
— wurde dann aber in Leipzig gedruckt. Schon früh aber hatte der Nürnberger
Verleger Felsecker seine Hand im Spiel, auf dessen Betreiben Grimmelshausen
wohl den zweiten Teil des ,Satyrischen Pilgram' schrieb und
der zweiten Auflage von 1667 beifügte.9 Kurz, Arthur Bechtold, Jan Hendrik
Schölte und in jüngerer Zeit Manfred Koschlig gelangten zur An-

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