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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 504
(PDF, 137 MB)
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Meldungen aus dem Reich —
Meldungen aus Baden

RalfB. Herden

Nachdem SS, Gestapo und Reichssicherheitshauptamt die perfekte Unterdrückung
jeder offenen, geschweige denn kritischen Meinungsäußerung
systematisch unterbunden hatten, und jeder, der auch nur in dem Ruf stand,
ein politischer Gegner zu sein, bereits mit einem Fuß nicht nur im Konzentrationslager
, sondern bereits im Grab stand, gab es im „1000jährigen
Reich" nur noch die gleichgeschaltete Parteimeinung der NSDAP. Die Presse
war ohnehin schon seit langem „gleichgeschaltet" und damit als Faktor
der Meinungsbildung und Stimmungsbild gänzlich ausgeschieden. Trotzdem
wollten sich die führenden Diktatoren darüber informieren, wie das
Volk über einzelne Vorgänge und die Gesamtsituation dachte. Dazu bediente
man sich der „Geheimen Lageberichte"*1, die dem Empfänger nur persönlich
zugänglich gemacht werden sollten. Diese Berichte wurden vom SD
erstellt, der über ein ausgeklügeltes Spitzel- und Überwachungssystem verfügte
, so daß ihm nichts entgehen konnte. Ferner benutzte der SD die von
ihm erstellten Lageberichte auch dazu, entsprechend eigenen Interessen die
Nachrichten einzufärben, um so auf die politischen Entscheidungen Einfluß
zu nehmen.

Zur Gruppe der Spitzel und Informanten gehörten Angehörige aller Berufsgruppen
, die teils freiwillig, teils durch offene Erpressung zur Mitarbeit gezwungen
worden waren*2: Landräte und Rechtsanwälte, Lehrer und Ärzte,
Verwaltungsbeamte und Geistliche, Journalisten und Künstler, Wissenschaftler
und Unternehmer. Aus einer kleinen, anfangs aus rund 30 Personen
bestehenden Gruppe war der SD, der als parteiinterner Nachrichtendienst
der NSDAP entstanden war, zu einer machtvollen Organisation mit
über 30000 Angehörigen angewachsen. Das Netz, das die Nazi-Spitzel
über Deutschland zogen, war straff organisiert. Wenn der SD (hier ist ausschließlich
vom Nachrichtendienst die Rede, nicht von den SS-SD-Sondertruppen
, die die „Einsatzgruppen" bildeten und die Verantwortung für
Hunderttausende von Morden trugen) selbst als Abteilung III des Reichssicherheitshauptamtes
auch keine Vollzugsvollmachten besaß, so waren seine
Ermittlungen doch auch Grundlage für die Verhaftung und Ermordung
politischer Gegner. So harmlos, wie einige Zeugen im Nürnberger Prozeß
gegen die Hauptkriegsverbrecher den SD (III) als „objektiven Beobachter"
schilderten, war die Spitzelorganisation nicht. Er stand nicht nur mit den
anderen Nachrichtendiensten des Nazi-Regimes in Konkurrenz, sondern

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