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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 199
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die an der wichtigen West-Ost-Verbindungsstraße über den Kniebispaß lagen
, räumten sie nämlich ein mögliches Bollwerk gegen die französische
Kriegsführung aus dem Wege.

Ende August 1689 hatten französische Truppen unter der Führung Chamil-
lys bereits einige Orte des Amts Oberkirch eingenommen und standen am
29. August 1689 vor den Toren der Stadt Oberkirch. Am 30. August 1689
fiel Oberkirch in die Hände der Franzosen, die sich am 10. September 1689
dazu entschlossen, die Stadt Oberkirch sowie einige Dörfer und Weiler im
Amt Oberkirch in Brand zu stecken, nachdem tags zuvor ,,Offenburg von
den verderbenbringenden Flammen verzehrt und von Grund auf zerstört"
worden war.8

Die neben Oberkirch gebrandschatzten Ortschaften des Amts Oberkirch
waren Renchen, Ulm, Erlach, Haslach, Tiergarten mit Niederlehen, Mosbach
und Sasbach. Dies geht aus einem zu Beginn der neunziger Jahre des
17. Jahrhunderts in der Oberkircher Amtsschreiberei entstandenen Verzeichnis
,,der Jenigen Gebäwen" hervor, ,,so im Ampt Oberkirch in Anno
1689 in Zeit die frantzösische Armee darinnen gestanden, durch selbige abgebrannt
worden".9

Auf dem Gebiet der Stadt Oberkirch, die im Jahre 1673 155 Bürger und
damit etwa 850 Einwohner zählte10, wurden nach diesem Verzeichnis
ungefähr 180 Häuser und Wohnungen mit dazugehörigen Scheunen und
Stallungen Opfer der grauenhaften Brandschatzung. Dies besagt nichts anderes
, als daß die Stadt Oberkirch vollständig in Schutt und Asche gelegt
wurde. Zu den niedergebrannten Gebäuden, die die Bevölkerung verlassen
konnte, ehe die Brände gelegt wurden, gehörten die Pfarrkirche, die Präla-
tur des Klosters Allerheiligen, das Rathaus, das Hospital, das Gutleuthaus.
das Schulhaus, der Turm über dem oberen Stadttor, die beiden Häuser des
Oberamtmanns von Bodeck, die beiden Häuser des Schultheißen, das Gebäude
des Amtsschaffners und des Stadtschreibers, Häuser der Adligen von
Schauenburg und Neuenstein, die Stadtmühle, die Gasthäuser zum Löwen,
zum Greifen, zur Linde, zum Ochsen und — entgegen der bislang häufig
vertretenen Meinung — auch das Gasthaus zur Sonne.

Genauso schlimm wie Oberkirch wurden die Dörfer Haslach und Tiergarten
heimgesucht. In Haslach, wo 1624 33 Bürger und folglich etwa 180
Personen wohnten", zerstörten die Franzosen nicht weniger als 30 Wohnhäuser
, 21 Scheunen. 21 Stallungen sowie 6 Gebäude, in denen jeweils eine
Obst- bzw. Weintrotte untergebracht war.

Im Dorf Tiergarten, in dem 1624 30 Bürger und demnach etwa 165 Menschen
ansässig waren12, registrierten die Bediensteten der Oberkircher
Amtsschreiberei 26 zerstörte Wohnhäuser und Rebhäuschen, 13 niedergebrannte
Scheunen und Nebengebäude sowie 17 Stallungen und 14 Obst-

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