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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 303
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innere Organisation einer Zunft wichtigen Unterschied hinweisen: Die einzelnen
Zünfte beschränkten sich nicht mehr auf Bewohner einer Gemeinde,
sondern umfaßten alle in einem bestimmten Handwerk arbeitenden Menschen
des ganzen Territoriums oder eines Teils davon.

Eine Zunftordnung von 1631 und ihre späteren Neufassungen galten für die
Maurer, Steinhauer und Zimmerleute der drei oberen Gerichte der „Or-
tenau", Appenweier, Griesheim und Ortenberg5, das bedeutete, daß z. B.
1725 der Vereinigung Meister aus Appenweier, Urloffen, Ebersweier, Elgersweier
, Goldscheuer, Griesheim, Ortenberg, Schutterwald, Waltersweier
und Windschläg angehörten6, und sicher auch aus Bottenau, Nußbach,
Unternesselried, Zimmern und Zusenhofen, die in diesem Protokoll nicht
besonders genannt werden, aber im Gebiet des Gerichtes Appenweier
lagen.

Auch wenn die Handwerker in ihrer Zunftstube einen Treffpunkt besaßen
und durch die jährlichen offiziellen Versammlungen ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl
entwickelt haben mögen, so dürfte bei den vielen
Wohnorten des ausgedehnten Verbreitungsgebietes, in denen das kirchliche
und kommunale Dasein unterschiedlich erlebt wurde, eine gemeinsame
Tradition wie in den Städten kaum gewachsen sein.

Auch daß sich in den Zünften, wie wir an dem oben angeführten Beispiel
gesehen haben, verschiedene Gewerke zusammenschlössen, förderte den
Gemeinschaftssinn gewiß nicht. Wie die Bauhandwerker waren die Schmiede
und Wagner, die Müller und Bäcker, die Metzger und Wirte, die Schneider
, Tuchscherer und Färber in jeweils einer Zunft vereint. Für sich blieben
die Schreiner, Weber und Schuhmacher. Im 19. Jahrhundert wird sich die
Zunft immer stärker auf einen allgemeinen Gewerbeverein hin entwickeln,
wenn zu den Bäckern und Müllern auch Metzger, Küfer und Bierbrauer,
aber auch Sattler und Seiler stoßen.7

In unserem Beitrag werden wir nur einen Teil dieser Berufe berücksichtigen
können und auf eine detaillierte Beschreibung verzichten müssen. Dabei beschränken
wir uns auf die Quellenbestände des Generallandesarchives in
Karlsruhe und des Gemeindearchives Appenweier. Im Mittelpunkt stehen
die Zünfte der Maurer, Steinhauer und Zimmerleute, der Schmiede und
Wagner sowie der Schneider. Sie hatten ihre „Herbergen" während des
18. Jahrhunderts im „Adler"8, in der „Sonne", beide in Appenweier, und
in einem Gasthaus in Griesheim.

In Abständen von einigen Jahrzehnten werden immer wieder neue Zunftordnungen
erlassen. Neue Landesherren, moderne wirtschaftstheoretische
Erkenntnisse, sich wandelnde Produktionsverhältnisse finden ihren Niederschlag
, trotzdem kann die etablierte Klasse der Meister über 250 Jahre lang
ihre Monopolstellung verteidigen.

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