Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 509
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0509
vom französisch-holländischen Krieg handle und der damals schon wieder
,,Fridens=satten und gern=kriegen=den teutschen Jugend" verehrt werde.
Mit seinem volkstümlichen Werk wollte der Dichter auf die gefährliche Lage
Deutschlands hinweisen und vor allem die jungen Deutschen davon abhalten
, sich für das französische Heer als Söldner anwerben zu lassen. Um
seine Warnung auszusprechen, verfaßte Grimmelshausen weder einen antifranzösischen
Traktat, noch ein politisches Pamphlet, sondern er schloß
seine Ansichten und Warnungen ein in die volkstümliche Erzählung vom
Schicksal des ,,Stolzen Melcher".

Ein Bauernjüngling aus Melchers Heimatdorf am ,,oberen Rheinstrom" erzählt
die Geschichte. Dieser zieht sich an einem Feiertag im heißen Juli außerhalb
des Dorfes in der Nähe der Landstraße in den schattigen Wald
zurück. Dort legt er sich unter einen Baum nieder und liest in einem Bildungsbuch
. Er will darin etwas von der ihm unbekannten Welt erfahren.
Dabei kommt er schließlich auf den Gedanken, daß für ihn die beste Möglichkeit
sich zu bilden, eine Reise in die Ferne wäre. Doch woher sollte er
das Geld hierzu nehmen? Am billigsten, meint er, käme er dazu, seine Reiselust
zu befriedigen, wenn er als Soldat an einem Krieg teilnähme. Bei solchen
Überlegungen schlummerte er ein. Er wird jedoch bald aufgeweckt
durch das laute Gespräch, das drei „unterschiedliche Kerls" miteinander
führen, die gerade unter einem Kirschbaum in seiner Nähe angehalten haben
. Es sind ganz schäbig gekleidete, aus dem französischen Dienst entlassene
ehemalige Söldner. Sie hatten am Hollandkrieg teilgenommen und
befinden sich jetzt auf dem Weg in die Heimat. Einer von ihnen stammt aus
dem italienischen Savoyen. Er spricht nur gebrochen Deutsch. Der zweite
ist in der Schweiz beheimatet und war vor seiner Anwerbung zur französischen
Armee Handwerker gewesen. Der dritte ausgediente Soldat ist deutscher
Herkunft. Es ist Melcher, dessen Familie im Dorf des Erzählers einen
reichen Bauernhof besitzt. Wegen seines großen Hochmutes war er früher
im Dorf „der stolze Melcher" genannt worden. Sein Vater, der aus ihm etwas
Besseres machen wollte, hatte ihm zum Studium geschickt. Als er dort
Schulden gemacht und nicht durchgehalten hatte, verdingte er ihn zu einem
tüchtigen Bauern. Doch nachdem der ungeratene Bauernsohn auch hier versagt
hatte, ließ er sich von Werbern als Söldner in den französischen Kriegsdienst
aufnehmen. Vor seiner Abreise verkündete Melcher den Dorfgenossen
stolz, er werde als Soldat in den Krieg ziehen und als Edelmann
hoch zu Roß zurückkehren.

Aber als Söldner im französischen Dienst mußte er im Krieg Furchtbares
durchmachen. Zerlumpt, abgemagert und schwer leidend, humpelt er, von
seinen Kameraden gestützt, seinem Heimort zu. Melcher hat große Angst,
den Eltern vor die Augen zu treten. Schließlich schickt er den Schweizer
auf den Bauernhof mit der Bitte, Melchers Mutter möge zum Rastplatz
kommen und ihm frische Kleider bringen. Nach anfänglicher Weigerung

509


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0509