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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
72. Jahresband.1992
Seite: 479
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Neben der Etymologie Mummel = Wasserlilie, Seerose bzw. Nymphe, Seeweiblein
findet man aber auch noch andere Erklärungen für den Namen des
Mummelsees. So heißt es z. B. in einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1849
über eine Wanderung zum Mummelsee: „Einige Tage, ehe schlechte Witterung
eintritt, bei ruhiger Luft und sonnigem Himmel, wogt und tost es
dumpf aus dem Grunde des Sees herauf. Darum heißt er auch Brummeloder
Mummelsee"7. Möglich wäre auch eine Verbindung mit dem Wort
„der Mummel", wie laut dem Grimm'sehen Wörterbuch das Rind in der
schwäbischen Kindersprache genannt wird, daher auch „mummeln = brummen
". Damit ließe sich auch ein Sagenmotiv aus dem Mummelseekreis erklären
, in dem ein Stier die Hauptrolle spielt, und das man auch im 10. Kapitel
des 5. Buches von Grimmelshausens Simplicissimus findet. Es heißt
dort: „Einer erzählete, daß auf eine Zeit, da etliche Hirten ihr Vieh bei dem
See gehütet, ein brauner Stier herausgestiegen, welcher sich zu dem anderen
Rindvieh gesellet, dem aber gleich ein kleines Männlein nachgefolget,
ihn wieder zurück in See zu treiben; er hätte aber nicht pariren wollen, bis
ihm das Männlein gewünscht hätte, es sollte ihn aller Menschen Leiden ankommen
, wann er nicht wieder zurückkehre. Auf welche Worte er und das
Männlein sich wieder in den See begeben hätten". Grimmelshausen selbst,
bzw. sein Held Simplicissimus, führt den Namen des Mummelsees auf das
Wort „der Mummel" zurück, das soviel wie „vermummte Gestalt" bedeutet
. (Grimm'sches Wörterbuch) Im 11. Kapitel des 5. Buches schreibt er:
„Ich zwar sagte, der teutsche Name Mummel-See gebe genugsam zu verstehen
, daß es um ihn wie um eine Mascarade, ein verkapptes Wesen sei,
also daß nicht jeder seine Art sowohl als seine Tiefe ergründen könne"8.

Die erste literarische Erwähnung des Mummelsees stammt, soviel ich feststellen
konnte, aus der Feder des Geistlichen Elias Georg Loretus. Es handelt
sich dabei um einen Reisebericht aus dem Jahre 1667, den Loretus für
den in Rom lebenden Wissenschaftler und Jesuiten Athanasius Kircher
schrieb. Der vollständige Titel des in Latein abgefaßten Berichts lautet „Re-
latio rerum quarundam memorabilium facta admodum Reverendo Patri
Athanasio Kirchero Soc. Jesu ab Elia Georgio Loreto, Romae Anno 1667"9.
Diese Relatio über eine am 12. Mai 1666 unternommene Wanderung zum
Mummelsee erschien aber erst in der zweiten Auflage von Kirchers Werk
„Mundus Subterraneus", die im Jahre 1678 gedruckt wurde. Es ist deshalb
zweifelhaft, ob Grimmelshausen, dessen Simplicissimus 1669 erschien, Loretus
' Bericht als Quelle verwenden konnte. Günther Weydt schreibt dazu
in seinem Aufsatz mit dem Titel „Neues zu Grimmelshausen", der in den
Simpliciana erschienen ist: „Wir müssen gestehen, daß wir den chronologischen
und kausalen Zusammenhang zwischen dem Loretus-Kircher-Bericht
und der Darstellung im Simplicissimus nicht ganz durchschauen." Möglich
wäre, daß Grimmelshausen den Loretus-Bericht vor seinem Abdruck im

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