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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 78
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Da die Unterbringungskapazitäten der beiden Übergangswohnheime in Offenburg
, Bühlerfeldstraße (300) und Prinz-Eugen-Straße (60) sowie Lahr,
Altvaterstraße (100) und Heiligenstraße (70) seit Mitte 1988 nicht mehr
ausreichten, die steigenden Zugänge aufzunehmen, hatte das Regierungspräsidium
bereits zu diesem Zeitpunkt begonnen, sog. Ausweichunterkünfte
anzumieten. Das waren meist Hotels, Gaststätten, Pensionen und ähnliche
Unterbringungseinrichtungen, die sich per privatrechtlich gestaltetem
Vertrag gegen Entgelt verpflichteten, die ganze oder einen Teil ihrer Bettenkapazität
mit Voll- oder Selbstverpflegung für die Aufnahme von Aus-
und Ubersiedlern zur Verfügung zu stellen. Unter ihnen befand sich mit
dem „Seehotel" in Achern das größte Objekt, das seine gesamte Kapazität
von 170 Betten angeboten hatte. In Zell a. H. mit seinen 7 000 Einwohnern
waren Mitte 1990 in 16 Betrieben über 500 Aus- und Übersiedler untergebracht
.

Folgende Ursachen lagen dieser dramatischen Zugangsentwicklung zugrunde
:

Mit den einsetzenden Liberalisierungsmaßnahmen in den osteuropäischen
Ländern waren auch erhebliche Reiseerleichterungen verbunden. Diese
nutzten viele Deutsche zunächst aus Polen, dann aus Rumänien und der
ehemaligen UdSSR, um als Aussiedler nach Westdeutschland zu gelangen.
Sehr lange schon hatten die meisten von ihnen auf die sich nunmehr gebotene
Gelegenheit gewartet. Sie, die am längsten und vielleicht am härtesten
unter den Kriegs- und Nachkriegsfolgen zu leiden hatten, wollten wieder
als Deutsche unter Deutschen leben. Nichtintegration, Vereinsamung, Repressalien
und wirtschaftliche Not hatten sie in ihrem Entschluß bestärkt,
ihrer Heimat den Rücken zu kehren.

Auch in der ehemaligen DDR hatten Mitte 1989 Perestroika und Glasnost
eine Bewegung in Gang gesetzt, die staatlicherseits zunehmend unkontrollierbar
wurde und schließlich im November zum Fall der Mauer führte.
Ein Strom DDR-Flüchtlinge über Ungarn, die Botschaften von Prag und
Warschau und dann in viel größeren Zahlen unmittelbar über die durchlässig
gewordene deutsch-deutsche Grenze waren die Folge.

Obgleich der Ortenaukreis dank seiner Fremdenverkehrsstruktur mit Beherbergungsbetrieben
reich gesegnet ist, schienen die entsprechenden Ressourcen
durch die zusätzlichen Aussiedlerunterbringungen im Spätsommer
1989 allmählich zur Neige zu gehen, just zu dem Zeitpunkt also, als es
galt, die ersten Übersiedlerwellen unterzubringen.

Aufgrund entsprechender Appelle des Regierungspräsidiums und des

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