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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 93
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entstanden, um die zwangsläufig entstandene Enge etwas aufzulockern,
den untergebrachten Menschen damit das Zusammenleben etwas erträglicher
zu gestalten. Seitdem die Eingliederungsbehörde zunehmend mehr
dazu kommt, sich Nachweise über rechtzeitige und intensive Wohnungssuche
vorlegen zu lassen, erhöht sich die Akzeptanz der Angesprochenen,
auch Wohnungen anzunehmen, die etwas weiter entfernt liegen, weniger
Standard besitzen oder etwas teurer sind. Auf Beschwerden von Heimverwaltungen
, Aussiedlern, Anwohnern, die aufgrund der konzentrierten Belegung
nicht ausbleiben, sich aber dennoch in Grenzen halten, kann heute
rasch und angemessen reagiert werden.

Nachdem seit Anfang 1990 insgesamt rd. 7 500 Aus- und Übersiedler im
Ortenaukreis - teilweise unter extremen Bedingungen - aufgenommen,
vorläufig untergebracht und größtenteils schon eingegliedert worden sind,
kann konstatiert werden, daß die Aufgabenverlagerung auf das Landratsamt
nicht nur sinnvoll, sondern geradezu notwendig war. Krisensituationen
, wie die vergangenen im Jahr 1990, wären nach altem Recht und bisheriger
Kompetenz nur schwerlich zu meistern gewesen. Eingliederungsgesetz
und Eingliederungsbehörde haben die Bewährungsprobe bestanden.
Sie bilden sicherlich auch weiterhin geeignete Instrumentarien, um auf etwaige
Zugangserhöhungen angemessen reagieren zu können.

Wie kläglich wären jedoch sämtliche Unterbringungs- und Eingliederungskonzeptionen
gescheitert, zumindest Stückwerk geblieben, hätten nicht alle
Angesprochenen bei ihrer Verwirklichung verantwortungsvoll mitgewirkt.
Waren es nun die Oberbürgermeister und Bürgermeister der Standortgemeinden
von Wohnheimen, die Leiter und Mitarbeiter anderer Behörden
(staatl. Hochbauamt, staatl. Liegenschaftsamt, Oberfinanzdirektion, staatl.
Schulamt, Arbeitsamt, Regierungspräsidium, Innenministerium u. a.), die
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der caritativen Verbände, Kirchen,
Vereine und Landsmannschaften oder die Betreiber und Pächter der Ausweichunterkünfte
, alle haben zum Gelingen der Aussiedlerintegration im
Ortenaukreis ihren Anteil dazu beigetragen. Niemals zuvor seit den Nachkriegsjahren
hatte es jemals einen so hohen Eingliederungsbedarf in solch
kurzer Zeit gegeben.

Nach vorsichtigen Schätzungen leben noch rd. 3,5 Mio. Deutsche in den
Ländern Osteuropas. Umfragen zufolge trägt sich der größte Teil von ihnen
mit Ausreiseabsichten nach Deutschland. Wohl führten Aussiedleraufnahmegesetz
und Kriegsfolgenbereinigungsgesetz ab Spätsommer 1990 zu
einer Verstetigung und Steuerung des Zustroms bzw. mit Beginn dieses
Jahres zu einer De-facto-Kontigentierung (rd. 220000 Aussiedler jährlich).
Beide Regelungen dürften jedoch keine geeigneten Instrumentarien sein,

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