Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 96
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0096
Vergleich und Interpretation

Ehe die Gallier sich die Ausdrucksmittel aneigneten, ihren religiösen Vorstellungen
bildliche oder inschriftliche Form zu geben, fehlte den Römern
der rechte Zugang zum Verständnis. Casars römischer Blick interpretierte
die ihm fremde Götterwelt auf seine Weise. Ihm folgte nach Plinius und
Lucan 100 Jahre nach Casars „De bello Gallico" die „Germania" des Taci-
tus, der im 43. Kapitel den Begriff „interpretatio Romana" einführte. Ihn
übernahm der klassische Archäologe Georg Wissowa (Halle) um 1916/19.
Doch die einseitig römische Sicht ließ sich nicht aufrechterhalten, das Problem
hatte eine zweite Seite, ein Janusgesicht. Was als „provinzial-
römisch" eingestuft worden war, wurde mit zunehmender Kenntnis dieses
Zweiges der klassischen Archäologie als selbständige keltische, keltisch-
oder gallo-römische Kunstäußerung anerkannt. Im Umkehrschluß konnte
es auch eine keltische Interpretation römischer Gottheiten geben. So
sprach Albert Grenier 1960 von einheimischen keltischen Gottheiten, die
nicht zu römischen Gottheiten wurden, sondern auch von römischen Göttern
, die zu einheimischen wurden. J. J. Hatt folgt beiden Interpretationsweisen
, der keltischen, die eigentlich die ältere ist, und der römischen, jüngeren
.

Von dem jetzigen Forschungsstand ausgehend, soll im Überblick eine Auswahl
von Funden aus dem Oberrheingebiet, einschließlich dem Dekuma-
tenland, dem Elsaß und angrenzenden Gebieten gegeben werden, wobei
Belege und Zusammenhänge auch außerhalb gesucht werden müssen.

Zum zeitlichen Rahmen

Cäsar hat in achtjährigem Feldzug 58-50 Gallien erobert, das 51/50 zur römischen
Provinz erklärt wurde. Lange Zeit davor gab es keltische Handelsbeziehungen
zu Griechen und Etruskern, auch kriegerische Begegnungen:
Einnahme Roms 500, Einfälle nach Oberitalien 396 und 179, Vorstoß der
Kelten bis Delphi 279. Cäsars erfolgreicher Expedition gegen die Gallier
folgte die Befestigung der Rheingrenze mit einer Kette von Kastellen
durch Drusus (Straßburg-Argentorate 12 v.Chr.), die unter Claudius
41-54 an die Donau vorgeschoben wurde. Von Straßburg aus stellte unter
Vespasian der Legat Cornelius Clemens 74 die erste Straßenverbindung
zur Donau her, wo die Grenze durch neue Kastelle gesichert wurde. Das
bisherige Vorland, kaiserliches Domänengut, Dekumatenland, Zehntland,
wurde mit Galliern besiedelt und, vermutlich noch unter Vespasian, das
Gebiet rechts wie links des Rheins vermessen (Centuriation, Limitation),
um Verwaltungsgrundlagen zu schaffen. Danach wurden Liegenschafts-

96


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0096