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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 98
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die Opfer für die skythische Diana. Für Taranis, der mit Mars und mit Dis
Pater gleichgesetzt wird, sperrt man die Opfer in einen Holzkäfig, um sie
darin bei lebendigem Leibe zu verbrennen3.

Taranis wird dargestellt, sitzend mit zwei widderköpfigen Schlangen als
Erdsymbolen, die er mit den Händen hält, Adler und Rad sind weitere
Attribute. Er ist mit einer Muttergottheit vermählt, und der Sohn heißt
Taranucnus. Eine der fünf bekannten Nennungen dieses keltischen Namens
befindet sich auf einem Altar aus dem Lagerdorf des Kastells Heilbronn-
Böckingen (Mus. Stuttgart). In beider Namen steckt der Wortstamm „taran,
Donner", und die Nebenform Tanaros verweist auf den Germanengott
Donar. Jupiter-Taranis bringt Regen und Sonne. Symbole des Taranis sind
Pferd, Spirale und, mit gebogenen oder geraden (drei oder vier) Speichen,
Rad oder Rosette4.

Im Volksbrauch hat sich das Rad erhalten. Ursprünglich als feuriges Rad
von der Höhe ins Tal gerollt, lebt es als glühende Buchenholzscheiben fort,
die im Schwarzwald und in den Vogesen wie im Moselgebiet vom Berg
hoch und weit hinausgeschlagen werden. Sonntag nach Fasnacht, Bauern-
fasnacht, ist die Nacht des Scheibenschlagens. In der Märtyrergeschichte
des Vincentius von Agen ist davon als heidnischem Brauch die Rede5- 6.
Jupiter-Taranis wird thronend oder reitend bzw. fahrend dargestellt. Der
bärtige Gott thront mit Adler, Zepter, Blitz oder Rad als Einzelfigur oder
mit Juno als Götterpaar als Krönung von Jupitergigantensäulen. Häufiger
reitet der gepanzerte, blitzeschleudernde Gott über einen am Boden liegenden
, voraus oder zurück blickenden schlangenschwänzigen Giganten hinweg
. Statt des galoppierenden Pferdes ist es manchmal ein zweispänniger
Wagen. Auch stehend mit Blitzbündel und Lanze wird der siegreiche
Jupiter-Taranis neben dem Giganten dargestellt. Immer wird damit der
Triumph des himmlischen Lichts über die dunklen, unterirdischen Kräfte
beschworen, vielleicht auch der Sieg der Römer über die Welt der Barbaren
und ihre Götter7. Solche Säulen haben in der Regel bei oder auf Gutshöfen
auf der höchsten Stelle gestanden, auch an Wegkreuzungen und in
Tempelbezirken.

Neben dem Weihepfeiler der Schiffer von Paris und dem ähnlichen Pfeiler
von Mavilly in Dijon (beide l. Jh. n. Chr.) gilt als Vorbild für diesen Säulentypus
die auf dem Capitol in Rom 63 v. Chr. errichtete Jupitersäule. An
gleicher Stelle war zuvor ein Jupiterbild vom Blitz zerstört worden. Die
Errichtung der Säule war eine Sühnehandlung im Zusammenhang mit der
katilinarischen Verschwörung. Aus ähnlichem Anlaß wurde zum Heil Kaiser
Neros in Mainz eine Jupitersäule in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. errichtet
. Ihre Form diente als Vorbild für weitere Säulen bis gegen 260, errichtet

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