Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 109
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0109
Merkur von der römischen Straßenstation Brandsteig bei Schenkenzell
trägt Schultermantel, Flügelhut, Schlangenstab, und den Geldbeutel hält er
zwischen den Hörnern des Ziegenbocks, der ihn mit zwei Hähnen begleitet
. 1922 ist ein 23 cm hoher Merkurkopf im Willstätter Wald zwischen
Eckartsweier und Hesselhurst gefunden worden (Mus. Offenburg)28. Neben
der Anpassung des Gottes an regionale Traditionen durch Beinamen
geschah dies auch durch Beigabe einer Gefährtin. Etwa 60 solcher Götterpaare
sind bekannt. Es sind die hellen, leuchtenden, männlichen Götter wie
Merkur, Mars, Jupiter und Apollo, die eine solche Gefährtin erhalten. Die
Göttin ist stets als Frau, Mutter, Quelle der Fruchtbarkeit, der Gesundheit
und des Lebens wie des Todes gemeint.

Häufige Begleiterin des Merkurs ist Rosmerta, die ihm zur Rechten sitzt
oder steht als Muttergottheit, Göttin der Fruchtbarkeit und Fülle, mit dem
Früchtekorb oder der Spindel, Verwandte der Fortuna mit dem Füllhorn
und Nachfolgerin der griechischen Maja. Dieser Maja ist auch der Merkuraltar
von Ettlingen geweiht (Mus. Ettlingen). Als Visucius und Visucia ist
das Götterpaar von Köngen bezeichnet (Mus. Stuttgart). In Trier, Speyer,
Straßburg und Karlsruhe werden weitere Bilder in den Museen gezeigt. In
Straßburg ist das Bruchstück eines Reliefs, auf dem das Paar noch erkennbar
ist, an einem Haus in der Rue du Sanglier/Hauergasse eingemauert. Einen
seltenen Bronze-Kopf der Göttin, überlebensgroß, bewahrt das Mainzer
Landesmuseum. Schlangenstab und Beutel hält Rosmerta - Maja ebenso
wie ihr benachbarter Gefährte Merkur auf einem Siebengötterstein aus
Schwaigern-Stetten (Mus. Stuttgart u. Aalen).

Ein Steinbild in Haslach ist wohl auch als Darstellung von Merkur und
Rosmerta aufzufassen. Das Relief von Appenweier ist noch weniger deutlich
: Merkur hat Züge von Herkules und Rosmerta solche von Fortuna mit
dem Füllhorn (St. Michael, Appenweier). Als Mischgestalt aus drei Göttern
ist er in das Schema eines Viergöttersteins in Reims neben Jupiter,
Esus und einer Göttinnenmischung eingepaßt: Hesperidenäpfel, Lyra, Keule
, Schlangenstab und Geldbeutel ergeben eine Kombination aus Merkur,
Herkules und Apollo.

Ein drittes Mittel, die römischen Merkmale des Merkur zu verwischen,
war neben der Namensgebung und Ergänzung durch eine Gefährtin, die
Vervielfachung. Merkur wurde mit zwei Gesichtern, janusköpfig, dargestellt
, und auf das Gebiet der Remer um Reims beschränkte sich die Version
mit drei Köpfen. Die Dreizahl sollte Merkurs Allgegenwart, Umsichtigkeit
und Wendigkeit anschaulich vervielfachen. Es war alte keltische Tradition
, bestimmten Gottheiten durch eine Mehrzahl von Köpfen Allmächtigkeit
zuzuschreiben wie andererseits dem Kopf einen hohen Prestigewert.

109


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0109