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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 117
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Paar der Unterweltsgottheiten, von dem Sucellus mit einer Zackenkrone
den langgestielten Hammer in der Rechten hält (Mus. Karlsruhe). Aus dem
lothringischen Sarrebourg kommt ein weiteres Relief des Paares, das stehend
dargestellt ist. Der Gott hält den langen Stiel des Hammers, die Göttin
auf ebensolanger Stange ein Tempelchen in die Höhe. Auf dem Sockel
darunter ist wie ein Apotropäum ein großer Rabe abgebildet, ein heiliger
Vogel der Kelten und des Gottes Apollo-Lug. Ein weiteres Relief zeigt den
stehenden Sucellus allein, der nicht den Hammer, sondern das Tempelchen
auf der Stange in die Höhe hält (beide Museum Metz).

Den stehenden, bärtigen Hammergott gibt ein Relief aus Oberseebach wieder
. Er ist bekleidet mit Tunika und Gürtel, mit Ringschließe und einem
Mantel, den eine Fibel auf der Schulter hält. Mit der linken Hand umfaßt er
einen Becher (Olla) und mit der rechten den langstieligen Hammer. Der
Reliefteil mit Nantosvelta ist verloren (beide Mus. Straßburg).

Häufig wurden bronzene Sucellus-Statuetten gefunden, die wohl als Hausgötter
verehrt wurden. Ein Tempel für Sucellus und seine Gefährtin stand
neben dem Lager in Saalburg (die Reste wurden dem Straßenbau geopfert
), und neuerdings sind Reste eines Sucellus-Tempels in Burgund freigelegt
worden.

Über das von Nantosvelta gehaltene Tempelchen kann vielleicht ein Fund
aus dem Limeskastell Hönehaus südlich von Walldürn Auskunft geben. Es
ist 12,8 cm hoch mit den Bodenabmessungen 13x9,5 cm und war dem
Gott der glücklichen Zufälle (Bonis Casibus) geweiht, zu datieren Ende
2./erste Hälfte 3. Jahrhundert. Die Ädikula hat auf der Giebelseite eine
halbrunde Nischenöffnung und ein Loch auf der Unterseite, entspricht also
etwa dem Stabhaus, wie es Nantosvelta auf der Stange emporhält37.

Die Muttergöttinnen

Die Muttergottheiten, wie sie in Südgallien (der Gallia Narbonensis), in
West-, Mittel- und Ostgallien und im Rheinland verehrt wurden, gelten als
indo-europäisches Erbe. Sie gehen auf vorgeschichtliche Fruchtbarkeitsidole
agrarischer Stammesgesellschaften zurück: „Die Frau vertritt die
Stelle der Erde und setzt der Erde Muttertum unter den Sterblichen fort" -
zitiert nach J. J. Bachofen38.

Züge alter Gynaikokratie-Gesellschaften waren bei den Galliern noch lebendig
und fanden gegenüber den patriarchalischen Vorstellungen der Römer
neuen Ausdruck: Erdgötter behaupteten sich gegen Himmelsgötter.

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