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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 133
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klären6. Verschiedene angesprochene Museumsfachleute konnten das
„gänzlich ausgefallene Stück" jedoch nicht identifizieren, oder sie hielten
es für einen Bogen „von außerordentlicher Rarität"7. Auf „orientalische
Vorgänge" zurückgehend, unter Einschluß von Hunnen, Avaren und Ungarn
, jedenfalls „vom Osten beeinflußt", erschien das 11. bis 12. Jahrhundert
, „die Geburtszeit der meisten Bogen", als die angemessene Datierung8.

Wiewohl allein aus technischen Gründen, beispielsweise der mangelnden
Flexibilität oder der fehlenden Symmetrie, die Deutung des Stabes als Bo-
genbestandteil unrealistisch erschien, unterblieben weitere Untersuchungen
. Das Stück wurde bei der Stadtverwaltung Schiltach deponiert und gelangte
im Zuge des Aufbaus des „Museum am Markt" in eine dort gestaltete
Grabungsvitrine, in der es seither ein eher verstecktes Dasein führt.

Nachdem in den letzten Jahren bei verschiedenen Burgengrabungen in
Deutschland und der Schweiz ganz ähnliche „Beinstäbe" aus Zusammenhängen
des 10.-12. Jahrhunderts zutage kamen, die 1992 in Speyer bei der
Salierausstellung präsentiert wurden9, kann nun auch das Stück von der
Willenburg seiner Identifizierung zugeführt werden. Wie dieses, so bestehen
die Vergleichsstücke aus Knochen (oder Hirschgeweih), haben ähnliche
Dimensionen von etwa 30^10 cm Länge und sind aus zwei Schalen
zusammengesetzt, die mit Stiften verbunden wurden. Auch die geschwungene
Form und die Gestaltung der beiden Enden - Tierkopf bzw. Bohrung
und Stufen - gleichen sich10, so daß ihnen, die als Armbrust-Abzugsbügel
bestimmt sind, der Willenburger Stab zur Seite gestellt werden kann". Er
ist nicht nur ein relativ großes, sondern auch besonders gut erhaltenes Exemplar
dieser Gattung, die einen fortgeschrittenen Mechanismus in der
Entwicklung dieser Waffe darstellt12.

Bereits den Römern als Kriegs- und Jagdwaffe bekannt, ist die Armbrust in
West- und Nordeuropa wiederum seit dem 10. Jahrhundert in Schrift- und
Bildquellen nachzuweisen und wurde beispielsweise von den Rittern des
1. Kreuzzuges (1096-1099) als Waffe von durchschlagender Schußkraft
gebraucht. Eine Armbrust besteht aus zwei aus Holz gefertigten Teilen,
dem Bogen und dem quer dazu angebrachten „Baum", der den Feststellmechanismus
beherbergt. Dieser bestand im Hochmittelalter aus einer
sogenannten „Nuß", einer kleinen, in dem Baum eingepaßten Walze aus
Hirschgeweih, und dem stabförmigen Abzugsbügel, dessen Zweischalig-
keit ihm eine erhöhte Bruchfestigkeit verlieh.

Die Nuß hielt mittels in sie eingeschnittener Kerben die Bogensehne und
das Schaftende des Armbrustbolzens fest, und eine dritte Kerbe nahm von
unten den Abzugsbügel auf, dessen Spitze in die Nuß einrastete und sie.

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