Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 145
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0145
pagne im Jahr 1991 traten im Bereich der Humusdeckschichten mittelalterliche
Keramikfragmente zutage. Eine gewisse Fundhäufung konnte im Bereich
römischer Mauerzüge beobachtet werden. Gerade diese Funde aus
den Ausbruchgräben der antiken Mauern sind stille Zeugen einer massiven
Ausbeutung der römischen Ruinen im ausgehenden Mittelalter.

Ein mittelalterliches Gehöft

Nach den Funden der ersten Grabungskampagne zu urteilen, beschränkten
sich die mittelalterlichen Aktivitäten im Bereich des „Rettigs" auf Steinraub
innerhalb der römischen Ruinen, gefolgt von einer landwirtschaftlichen
Nutzung des Areals. Die mittelalterlichen Keramikfunde kamen vermutlich
durch Mistauffuhren auf das Gelände.

Im Verlauf der zweiten Grabungskampagne 1992 wurde das gerade dargelegte
Bild vom mittelalterlichen „Rettig" durch einen weiteren Fund wesentlich
bereichert. In einem Teilbereich der Ausgrabungsflächen konnten
die Reste eines kleinen Gehöftes freigelegt werden. Nach Ausweis der bislang
nur summarisch gesichteten Funde bestand der Siedlungsplatz vermutlich
in der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts. Eine genauere zeitliche
Einordnung wird erst nach einer endgültigen Auswertung des gesamten
Fundmaterials möglich sein.

Die Substanz des Gebäudes war durch Bodenerosion und gartengestalterische
Maßnahmen des 19. Jahrhunderts stark zerstört. Erhalten blieben Reste
der westlichen Außenmauer, Teile einer Hofpflasterung und zwei Pfostenaufleger
eines Vordaches (Abb. 1, 2 und 3). Das Haus selbst war wohl
in Fachwerkbauweise errichtet. Bei dem freigelegten Mauerwerk handelt
es sich vermutlich um die Reste einer kleinen Sockelmauer (ursprüngliche
Höhe etwa 50 bis 80 cm), die den Schwellbalkenrahmen des Fachwerkhauses
trug. Nordwestlich des Gebäudes blieben Teile eines ehemals überdachten
Hofes erhalten. Als Baumaterial für Mauer und Hofpflasterung
fand - wie nicht anders zu erwarten - ausschließlich römisches Altmaterial
Verwendung. Sorgfältig zurechtgehauene Mauersteine und römischer
Dachziegelbruch waren willkommene Baustoffe.

Von den Bewohnern des Hauses und ihrem Leben sind leider nur wenige
Spuren erhalten geblieben. Das Inventar einer Abfallgrube und die zahlreich
aufgetretenen Streufunde im engeren Siedlungsbereich bilden das
Spektrum der damals verwendeten Gebrauchsgegenstände. Zur Innenausstattung
und Aufteilung des Hauses sind kaum Aussagen möglich, da sich
kein Laufhorizont erhalten hatte. Einzig und allein die Scherben von Ofen-

145


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0145