http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0148
der untersten Steinlage, etwa 40-50 cm unter dem ehemaligen Fußboden
des Hauses, ein Einhenkeltopf (Abb. 6). Das Gefäß war parallel zur Mauer
auf der Seite abgelegt, der Henkel zeigte nach oben, die Öffnung nach
Norden. Der Topf selbst war noch mit einem Deckel verschlossen
(Abb. 4). Das Gefäß war bei seiner Auffindung durch den Erddruck zer-
scherbt, die einzelnen Teile lagen aber noch im Verband. Nach der Freilegung
wurde das Gefäß geöffnet, außer eingeschwemmter Erde konnte
aber kein Inhalt nachgewiesen werden. Topf und Deckel wiesen keinerlei
Gebrauchsspuren auf, beide Stücke sind offenbar als neuwertige Gegenstände
in beschriebener Weise vergraben worden. Aufgrund formaler Vergleiche
ist von einer Niederlegung des Gefäßes im 15716. Jahrhundert auszugehen
.
Heimlich bei Nacht. . . -
Spurensuche in der volkskundlichen Überlieferung
Eine zentrale Frage verbindet sich unweigerlich mit diesem seltsamen
Fund: Aus welchem Grund vergräbt jemand einen offensichtlich leeren,
neuwertigen und sorgfältig verschlossenen Topf in seinem Haus? Der Weg
Abb. 5: Ein Vergleichsfund aus Pforzheim (Grabung Kappelhofplatz 1989). Die
Bestattung fand sich ebenfalls innerhalb eines Gebäudes im Bereich des Kellers.
Sowohl die Baden-Badener als auch die Pforzheimer Bestattungen wurden nach
gleichen „Regeln" angelegt: seitlich abgelegter Einhenkeltopf Öffnung nach Norden
und Vergrabung innerhalb eines Gebäudes.
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