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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 168
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vorbringen, besonders nachdem man ihnen an Hand von alten Waldrechnungen
ihr Fehlverhalten nachweisen konnte36.

Bei der oben genannten Sitzung wurden zehn Punkte besprochen, die der
geltenden Waldordnung von 1584 einverleibt werden sollten:

1. und 2. Der Abt und die freien Waldgenossen sollten ihre bisherigen Freiheiten
behalten.

3. Der Oberheimbürge sollte wie bisher zur Besoldung pro Jahr einen Baum erhalten
.

4. Die Heimbürgen bekommen als Vergütung für ihre Tätigkeit das Brennholz
gestellt, aber keinen Baum.

5. An Stelle des dauernden Verkaufs sollen in jedem Heimburgtum zwei Versteigerungen
angesetzt werden, eine im Herbst und eine im Winter.

6. Holz darf nicht außerhalb der Markgenossenschaft verkauft werden. (Strafe 5
Pfd. Pfg.).

7. Die Heimbürgen sollten Untergänge oder andere Waldgeschäfte nur mit Wissen
und Willen der beiden Bannherrn tätigen.

8. Die Jahresabrechnung der Heimbürgen muß in Anwesenheit von Beamten beider
Bannherrn stattfinden (Strafe 5 Pfd. Pfg.).

9. Es soll im Wald eine Wiese abgesteckt werden, deren Pachtzins die Ausgaben
der Waldverwaltung decken soll.

10. Die Aufzucht von jungen Eichensetzlingen soll mit großem Nachdruck betrieben
werden. Wer Vieh hineintreibt, zahlt 5 Pfd. Pfg. Strafe37.

Das war der letzte Versuch der Bannherrn, den Niedergang des Scherzhei-
mer Waldes durch eine Waldordnung aufzuhalten. Wie aber war es zu dieser
scheinbar unaufhaltsamen Waldverwüstung gekommen?

Bevölkerungswachstum und Waldniedergang

War es nun die Unvernunft der Nutznießer von den Waldgenossen bis zu
den Bannherren allein oder die mangelnde Energie der letzteren bei der
Durchsetzung beschlossener Maßnahmen, die den Waldniedergang verursachte
? Da in früheren Zeiten z. B. im 15. Jahrhundert der Wald florierte,
muß ein Phänomen erörtert werden, das mit dem Beginn der Neuzeit akut
wurde. Es handelt sich um das Bevölkerungswachstum. Durch keine Kriege
oder Epidemien gebremst, nahm die Zahl der Waldgenossen laufend zu.
Im 16. Jahrhundert war der Zeitpunkt gekommen, an dem der auf den einzelnen
Bürger entfallende Anteil der Ressourcen den Lebensbedarf des
einzelnen nicht mehr deckte. Wer im Winter aus Mangel an Brennholz frieren
mußte, besorgte sich Holz, wenn es nicht anders ging, auch gegen die

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