Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 180
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0180
5. Aug. 1767 im gemeinen Wald eine dreijährige Kalbin eines Lichtenauer
Bürgers krepierte, geschah folgendes: „Auf den Abend um 5 Uhr aber seien
ganz unvermutet, 20 Mann von Schwarzach mit Gewehr und ihrem
Schultheiß voranreitend in den Wald gekommen, und den Karch mit sich
gebracht, (um) das tote Vieh.. .auf Schwarzach zu führen".

Als ein Jahr später der Lichtenauer Herdstier im gemeinen Wald verendete
(am 15. Mai 1768), rückte Amtmann Schübler nach eigenen Angaben mit
12 Mann, von denen zwei bewaffmet waren, auf die Waldweide, um Melchior
Großholz bei seiner Arbeit zu eskortieren. Dem widersetzte sich der
Wasenmeister von Schwarzach" mit einer starken bewehrten Mannschaft,
wozu sich noch bei 200 ebenfalls bewehrten Personen aus den abtsstäbi-
schen Ortschaften gerottet, (um) bei der geringsten Gewalt dieseits Feuer
zu geben". (Bericht Schüblers). Der Schwarzacher Chronist beschrieb den
Aufmarsch so: „...daß...letzthin der Lichtenauer Herdstier auf der Weide
gefallen, der...Amtmann Schübler in Begleitung von beiläufig 70 mit allerlei
Gewehr und Waffen Versehener in den Heimburgerwald eingefallen,
um des Stiers sich zu bemächtigen vorgehabt, daß dann...zur Erhaltung
dieser wohl hergebrachten Gerechtigkeit...sich genötigt gesehen etliche
Gemeinden klösterlicher Untertanen ihnen entgegen zu setzen...". Der
Chronist schloß mit der Bemerkung, daß mit dem Wasenmeisterstreit das
seit undenklichen Zeit bestehende Abdeckungsrecht „restringiert" werden
sollte. Wenn die Angaben der beiden Berichterstatter über die Zahl der
Lichtenauer Kombattanten so weit auseinanderliegen (12 bzw. 70), so läßt
sich das erklären. Amtmann Schübler mag mit 12 Männern von zu Hause
weggegangen sein. Bei dem langen Gang durch die Lichtenauer Felder haben
sicher viele der dort Arbeitenden die Arbeit eingestellt und sich dem
Trupp angeschlossen in Erwartung einer interessanten Abwechslung in
ihrem eintönigen Alltag. Ihre Arbeitsgeräte konnten leicht als Waffe gedeutet
werden.

Ein heutiger Betrachter dieser Ereignisse ist versucht, dieses Geschehen
als ein Räuber- und Gendarmspiel erwachsener Kinder anzusehen. Aber
diesen Leuten war es sehr ernst dabei, wenn ihnen auch offensichtlich die
demonstrative Drohung das Wichtigste war, und keiner daran dachte, den
Abzug des Gewehrs zu betätigen.

Eine Ursache der Eskalation war auch eine steigende Animosität zwischen
Hanauischen und Abtsstäbischen. Die Hanauer fanden es unerträglich, daß
eine tote hanauische Kuh von einem klösterlichen Abdecker vereinnahmt
werden sollte. Wenn die Bürger beider Seiten gleich in Kompaniestärke
mobil machten, so schien sie kein behördlicher Druck gedrängt zu haben.
Sie liefen offenbar gern auf die „Walstatt" mit dem Gedanken, „denen wol-

180


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0180