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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 209
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der Zimmerweg ab; ihre Lage kann man auf den modernen Karten nachprüfen
, auch wenn die Namen z. T. verändert wurden. Daß die Zuordnung
zum Unterdorf auch den alten Karten entspricht, darauf wurde oben schon
hingewiesen.

Über die politische Selbständigkeit des Ortes Rüchelnheim bestehen keine
Zweifel. In mehreren Besitzaufzeichnungen und Schuldverschreibungen
des 13. und 14. Jahrhunderts beweisen die Floskeln „in banno ville Ru-
chelheim" das Recht, ein Gebiet nach eigenen Maßregeln zu verwalten52.
„Der Landvogtei Neuer Urbar" von 1559 zählt unter den Dörfern des
Landgerichts Appenweier neben Appenweier, Urloffen, Zimmern, Zusen-
hofen und Nußbach, Orte, die eindeutig Funktionen einer Realgemeinde
ausübten, auch Rüchelnheim523. Allerdings wird unter dieser Rubrik auch
eine Reihe von Weilern und Höfen aufgeführt; daß Rüchelheim nicht zu
diesen gehört, klärt eine andere Stelle in dem genannten Dokument, wo
Rüchelnheim als „Gericht" bezeichnet und damit als Bauerngericht, als unterste
Einheit in der Behördenhierarchie ausgewiesen wird53.

Obwohl sich im 15. Jahrhundert das Bannrecht innerhalb des Kirchspiels
Zimmern offensichtlich änderte, bleibt Rüchelnheim, das ebenfalls zu Zimmern
gehörte, auch weiterhin ein Dorf mit eigenem Flur. Wenn Peter von
Windeck 1435 sein Eigentumsrecht am Kolbenhof in Rüchelnheim feststellt54
, oder Adam, der Pfarrer von Rüchelnheim, 1457 den Empfang eines
Erblehens aus seinem Wohnort bestätigt55, so dokumentieren diese
Vorgänge die eigene Gemarkung. Ebenso wäre in diesem Zusammenhang
auf die zahlreichen Beraine und Erneuerungen hinzuweisen, die zwischen
dem 15. und dem 17. Jahrhundert im Auftrag der Grundherren verfaßt
wurden.

Noch in den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts, als sich die Vereinigung
mit Urloffen schon anbahnt, trägt der Pfarrer hinter den Namen verstorbener
Männer den Status des privilegierten Einwohners ins Totenbuch
ein, „Bürger von Richelheim"56.

Allerdings ist Rüchelnheim bei allen Merkmalen kommunaler Selbstverwaltung
- seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar - eingefügt in einen
größeren Verband, an den es Aufgaben delegiert, in das Kirchspiel Zimmern
. Der Name signalisiert zunächst einen rein religiösen Inhalt und bezeichnet
eine Gemeinde mit einer Kirche oder eine Gruppe von Siedlungen
, die ein gemeinsames Gotteshaus besitzen. Wir werden zu zeigen haben
, daß das Kirchspiel Zimmern die Grenzen dieses Begriffes weit überschreitet
und im politischen Bereich handelt, und die Männer, die das
Kirchspiel leiten, sind keine Kleriker, sondern Laien.

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