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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 221
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werfen, die im Schatten dieser Führungspersönlichkeiten standen, die unauffällig
ihr Leben im Wirrwarr der damaligen Zeit fristeten, dennoch aber
das Gros der Täuferbewegung bildeten, ja diese erst durch ihre religiösen
und politischen Überzeugungen ermöglichten. Marc Lienhard hat dies
durchaus treffend ausgedrückt: „ Wenn das Wiedertäufertum überlebte, verdankte
es dies nicht einfach den Galionsfiguren, die übrigens seltener wurden
, je weiter das Jahrhundert voranschritt. Es hatte vielmehr Bestand
durch seinen Glaubenseifer und dadurch, daß Gruppen zustande kamen,
die sich seine Lehren und Glaubensbekenntnisse zu eigen machten "3.

Bei den ersten Gehversuchen in der bisher noch kaum untersuchten Geschichte
der Täufer im Gebiet der heutigen Ortenau wurde ich auf einen
Mann aufmerksam, der zu eben diesen Unbekannten der Geschichte zählt.
Es handelt sich um den Täufer Sigmund Bosch von Friesenheim. Lag sein
Bild erst völlig im dunkeln, brachten weitergehende Recherchen so manche
Überraschung zum Vorschein4. Allmählich trat dieser Mann aus dem
über ihn ausgebreiteten Schatten und entpuppte sich als Taufgesinnter, der
durchaus etwas zu sagen hatte und das Geschick seiner Glaubensgenossen
mitbestimmte. Seine besondere Bedeutung erhält Bosch vor allem dadurch
, daß man in ihm einen der wichtigsten Mitarbeiter des berühmten
oberdeutschen Täuferführers Pilgram Marpeck sehen kann. Weiterhin war
er eigenständig als Liederdichter und Poet tätig. Das Leben dieses Mannes
gibt Zeugnis ab von der Unruhe und den Unannehmlichkeiten, die man als
Mitglied einer religiös-politischen Minderheit im 16. Jahrhundert auszuhalten
hatte, und seine Texte ermöglichen uns tiefe Einblicke in die Gedankenwelt
seiner Glaubensgemeinschaft. In diesem Sinne will ich versuchen,
zuerst den Lebenslauf dieses Mannes anhand der vorhandenen Quellen zu
rekonstruieren. Diese Spurensuche wird einen großen Teil dieser Arbeit
ausmachen. In einem zweiten großen Abschnitt soll Sigmund Bosch dann
selbst zu Wort kommen. Dort werden wir Bekanntschaft mit einigen seiner
Aussagen und Gedankengebäude machen.

Wer kennt schon Sigmund Bosch?

Sigmund Bosch ist bis heute ein Unbekannter geblieben. Die Geschichtsund
hier insbesondere die Täuferforschung hat bisher, wenn überhaupt, nur
sehr kurze Seitenblicke auf seine Person geworfen. Vollständige Ignoranz
erfuhr Bosch sogar von der lokalgeschichtlichen Forschung, obwohl schon
seit der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts dasjenige
Quellenmaterial vorlag, das auch heute noch als Basis der ihn betreffenden
Untersuchungen dienen muß. Zurückzuführen ist dies sicherlich auch auf
das Faktum, daß die Täuferbewegung im heutigen Ortenaugebiet, der ei-

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