Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 224
(PDF, 129 MB)
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tor mehr dem Täuferpoeten Sigmund Bosch aus Friesenheim irgendwelche
Beachtung geschenkt. Die vorhandenen Quellenzeugnisse von und über
ihn, Lieder, Briefe und amtliche Protokolle, sind deshalb bis heute noch in
keinster Weise zu einem einigermaßen anschaulichen Bild zusammengefaßt
worden, sondern sie stehen nur in einer Reihe nebeneinander und bleiben
so recht unergiebig. Mit diesem Beitrag soll der Versuch unternommen
werden, diese Aufgabe der Rekonstruktion seiner Biographie und der Einführung
in seine Gedankenwelt in ersten Schritten anzugehen.

Fragmente einer Biographie

Sigmund Bosch macht es uns nicht einfach. Das wenige, das wir von ihm
und über ihn wissen, zwingt uns, zur Rekonstruktion seines Lebensweges
wahrhaft detektivische Spurensicherungen anzustrengen und die vorhandenen
Einzelheiten nach bestem Wissen und Ermessen zusammenzufügen.
Die wenigen gesicherten Eckdaten seiner Biographie bedürfen in ihren
Zwischenräumen der inhaltlichen Füllung, was ein recht schwieriges Unterfangen
darstellt. Daß bei der quantitativen Dürftigkeit der überlieferten
Quellen hierbei nur Skizzen gezeichnet, nicht viele Exaktheiten geliefert,
sondern oft nur Vermutungen geäußert werden können, liegt auf der Hand.
Wir müssen zugeben, daß große Abschnitte, ja die meisten von Boschs Leben
, schlichtweg im dunkeln liegen. So haben wir keinerlei Informationen
darüber, wo und wann Sigmund Bosch geboren wurde. Der Zeitpunkt dürfte
wohl in die letzten beiden Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts fallen. So gut
wie gesichert ist jedoch, daß Bosch aus dem Ort Friesenheim stammte.
Dieser gehörte zu seiner Zeit als Teil der Herrschaft Lahr-Mahlberg der
Markgrafschaft Baden an. Zwei Quellenzeugnisse dokumentieren Boschs
Herkunft: Zum einen kennen schon 1528 die badisch-nassauischen Amtleute
, die das Täuferproblem im nahen Lahr einzudämmen versuchen, einen
„Sigeln von Frissenheim"22. Die zweite Auskunft stammt sogar von
Bosch selbst: Wieder einmal aufgrund seines Bekenntnisses zum Täufer-
tum im Gefängnis liegend - diesmal im Frühjahr 1529 in Straßburg -, begann
er eine ihm abgezwungene Schriftprobe mit den Worten: „Ich Sigmund
Bosch von Fiesenheim..."23. Während somit also kleine Notizen
über die Ursprünge Boschs vorhanden sind, kann niemand sagen, wann genau
er damit begonnen hat, mit den Täufern zu sympathisieren. In Friesenheim
direkt existierte im 16. Jahrhundert wohl keine eigentliche Täufergemeinde
. Hingegen war die Bewegung schon relativ früh - lange vor der offiziellen
Einführung der Reformation 1567! - im unmittelbar benachbarten
Städtchen Lahr ansässig24. Dort hatte bereits 1526 der täuferische Wanderprediger
Jakob Groß, aus dem aufrührerischen Waldshut kommend,
missioniert. Dieser stand den sog. Schweizer Brüdern25 nahe und hatte das

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