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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 225
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vom militanten Balthasar Hubmaier beherrschte Waldshut verlassen müssen
, da er sich als radikaler Pazifist geweigert hatte, zur Bauernkriegszeit
eine Waffe zu ergreifen. Über einen Umweg durch schweizerische Gebiete
war er im Sommer 1526 nach Lahr im Schwarzwald gekommen26. Man
ließ ihn dort jedoch nicht lange seiner Missionstätigkeit nachgehen. Schon
bald wurde Groß von der Lahrer Obrigkeit ins Gefängnis geworfen und
hernach auch schnellstens aus der Stadt gejagt. Groß hatte in der kurzen
Zeit seines Aufenthalts jedoch Gelegenheit gehabt, Taufen vorzunehmen27.
Es ist sicherlich nicht falsch, in dem Kürschner aus Waldshut einen, wenn
nicht sogar den Gründer der Lahrer Täufergruppe auszumachen. Diese expandierte
in den folgenden Jahren zu einer der wenigen größeren Gemeinden
im südlichen Baden neben Wittenweier, Konstanz, Lörrach und eben
Waldshut28. Dies wohl auch deshalb, weil noch ein weiterer bekannter
Täuferführer der ersten Stunde die Stadt in sein Wirkungsfeld eingeschlossen
hatte: Michael Sattler, ehemals Prior im Kloster St. Peter im Schwarzwald
und seit 1525 eine tragende Figur der Schweizer Brüder, hatte sich
nach erfolglosen Bemühungen in Straßburg wieder von dort verabschiedet
und war Anfang 1527 in den rechtsrheinischen Gebieten unterwegs29. Daß
auch Lahr von ihm besucht wurde, und er dort einiges an Unruhe stiftete,
ist u. a. aus einem Brief ersichtlich, den ein nicht wenig aufgebrachter
Pfarrer namens Jacob Ottelinus am 7. Februar 1527 an Martin Bucer nach
Straßburg schrieb30. In diesem Schreiben hat der Kleriker für die täuferischen
Umtriebe und insbesondere für Michael Sattler nur übelste Schimpf-
tiraden parat. Die wenig netten Worte, die Ottelinus hier dem verhaßten
Täufer vermacht, sind - und das ist das Entscheidende - ein eindeutiger
Beleg für Michael Sattlers Tätigkeit in der Lahrer Gegend zu dieser Zeit, ja
letztendlich für den dortigen Erfolg seiner Botschaft. Wenig später sollte
Sattler dann schließlich auch zum hauptverantwortlichen Autor des ersten
großen täuferischen Bekenntnisses werden, einer Schrift, die unter dem
Namen „Die Schleitheimer Artikel" berühmt wurde31.

Richten wir unseren Blick jedoch wieder auf Sigmund Bosch. Es bedarf
keiner allzu großen Phantasie, entweder in Jakob Groß oder in Michael
Sattler denjenigen zu sehen, der auch Bosch zum Täufertum hingeführt
und evtl. auch selbst getauft hat. Diese Vermutung erhält auch aus seinen
späteren Texten Bestätigung, da ihre Wurzeln im Gedankengut der
Schweizer Brüder nicht zu übersehen sind. Ob wir bei Bosch auch Motivationen
aus der Zeit der Bauernkriegsunruhen annehmen müssen, die später
seinen Übertritt zum Täufertum mitbewirkten, ist quellenmäßig nicht mehr
nachvollziehbar. Fest steht, daß gerade seine Heimat einer der heißesten
Ursprungsherde der damaligen Unruhen war. Hans-Martin Maurer weiß zu
berichten, daß 1525 in der Ortenau etwa 5000-7000 Mann unterwegs waren
. Er ist weiterhin der Meinung, daß sich wenigstens 60-70% der dama-

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