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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 229
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sofort die ohnehin schon mißtrauisch beäugten Täufer der Stadt und setzte
eine große Anzahl von ihnen in „Untersuchungshaft"47.

Bosch war also zu einem für seine Glaubensgemeinschaft denkbar ungünstigen
Zeitpunkt nach Straßburg gekommen. Die Schmähschriften hatten
den Zorn der Stadtoberen erregt, die bislang geübte Toleranz war im
Schwinden begriffen. Claus Bruch muß den Verantwortlichen wohl schon
längere Zeit aufgefallen sein. Nur so ist es zu verstehen, daß man die vermeintlichen
Täter sofort in seinem Haus suchte und die dort Versammelten
kurzerhand festnahm. Bruch war ein angesehener Bürger der Stadt und
Mitglied der Schiffleutezunft48. Anhand Boschs eigenen Worten, er hätte
„vff III wochen dem Brüchen Klaussen vnd anderen seinen nochburen (ge-
wergt)"49 können wir evtl. darauf schließen, daß Bosch einen irgendwie
gearteten Handwerksberuf ausgeübt hat und bei Bruch Arbeit gefunden
hatte. Nun wurde seine Tätigkeit jedoch jäh unterbrochen. Zusammen mit
seinem Gastgeber und nicht weniger als 43 weiteren Verdächtigen wurde
er in den Sankt-Wilhelms-Turm geworfen. Dort mußte er schließlich auch
seinen frühneuzeitlichen Daumenabdruck in Form einer kurzen Schriftprobe
abliefern. Bosch schreibt im März 1529:

„Ich Sigmund Bosch von Fiesenheim hob hie gewergt vff III wochen dem Brüchen
Klaussen vnd anderen seinen nochburen vnd bin zu Lar vs der gefenknus komen
zwey mol durch gottes genod vnd on aller wel hilf. "50

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Fundort: Stadtarchiv Straßburg, AST 138(72), 4-20, Bl. 15.

Schriftprobe, die Sigmund Bosch während seines Gefängnisaufenthaltes in Straßburg
im Jahr 1529 abgeliefert hat. Es ist die einzige von ihm erhaltene Handschrift
.

Die Akten über dieses interessante Gemisch „verdächtiger Existenzen",
das im März 1529 im Straßburger Kerker lag, gewähren uns einen einzigartigen
Einblick in die Zusammensetzung der damaligen Täufergemeinde.
Bosch kam durch diesen Gefängnisaufenthalt mit einer ganzen Reihe von
täuferisch Gesinnten in näheren Kontakt. Einige von ihnen hatte er wohl
schon im Haus von Claus Bruch kennengelernt. Seine Mitgefangenen ergeben
ein buntes Bild unterschiedlichster nonkonformistischer Richtungen -
ein für Straßburg in diesen Jahren sicher typischer Sachverhalt. Von einiger

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