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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 231
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begegnet war. Bibeltreue Pazifisten, Verherrlicher apokalyptischer Visionen
und individuelle Freidenker - alles war vorhanden, und mit allem kam
Bosch in Berührung! Hinzu kam seine offensichtliche Bekanntschaft mit
wohlhabenden und bekannten Bürgern der Stadt wie etwa Claus Bruch
oder dem Notar und Täufer-Sympathisanten Fridolin Meyger5^. Diese
Kontakte bezeugen, daß sich in der Frühzeit der Straßburger Täuferbewegung
(bis 1533) durchaus ein größerer Personenkreis aus der intellektuellen
und ökonomischen „Oberschicht" der neuen Glaubensrichtung angeschlossen
hatte59. Der Blick auf den Täufer Sigmund Bosch und seinen
Eintritt in die heterogene Straßburger Gemeinde ermöglicht uns weiterhin
die Bestätigung der Erkenntnis, daß von dem Täufertum als monolithischem
Gebilde einfach nicht die Rede sein darf. Zu divergent waren die jeweiligen
Hintergründe, zu auseinanderstrebend die religiösen und politischen
Vorstellungen der einzelnen Täufer.

Nun gilt es, Sigmund Boschs Weg weiter zu verfolgen. Der Neuankömmling
von der gegenüberliegenden Rheinseite hat sich in der Folgezeit weder
eindeutig für Reublins Richtung noch für Nespitzer in der Tradition
von Hans Hut und schon gar nicht für die Ideen Bünderlins entschieden.
Vielmehr - und diese Entscheidung sollte seinem Leben die entscheidende
Richtung geben! - hat er sich einem Kreis von Täufern angeschlossen, der
seinerseits wiederum eine dezidierte Sonderstellung einnahm. Diese
Gruppe scharte sich um einen Mann, dem ein herausragender Platz in der
zweiten Täufergeneration zusteht. Sein Name: Pilgram Marpeck. Hans
Guderian sieht in ihm die „bedeutendste Persönlichkeit des süddeutschen
Täufertums "60 und William Klassen hält diesen Mann schlichtweg für den
fähigsten Führer unter den Täufern des 16. Jahrhunderts61. Es würde nun
allzu weit führen, das Leben und Wirken Marpecks in allen Einzelheiten
aufzurollen. Hier soll es ja vorrangig um seinen Gefährten Sigmund Bosch
gehen. Die Forschungsarbeit zu Pilgram Marpeck hat mittlerweile eine
ganze Reihe von Werken hervorgebracht, die zur näheren Beschäftigung
mit ihm herangezogen werden können62. Wir können hier nur schlaglichtartig
einzelne Stationen und Inhalte ansprechen, die auch für unser Bild
von Sigmund Bosch von wichtiger Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang
ist natürlich zunächst einmal Marpecks Aufenthalt in Straßburg in
den Jahren 1528 bis 1532 interessant, da er und Bosch sich in dieser Zeit
kennenlernten. Marpeck war schon einige Zeit vor Bosch in der Stadt heimisch
geworden. Am 19. September 1528 hatte er das Straßburger Stadtrecht
erworben. Zuvor war er vom 20. April 1525 bis zum 28. Januar 1528
Bürgermeister und Bergrichter in seiner Heimat Rattenberg am Inn in Tirol
gewesen. Dort kam er in den Jahren 1526/27 auch in Berührung mit dem
Täufertum. Wahrscheinlich waren seine Kontaktpersonen die Hut-Schüler
Hans Schlaffer und Leonhart Schiemer gewesen. Im Januar 1528 wurde er

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