Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 232
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0232
plötzlich seiner Ämter enthoben, da er sich geweigert hatte, königliche
Befehle auszuführen und Täufer unter den Bergarbeitern zu verhaften.
Marpeck wandte sich nach Straßburg, wo man ihn als Holzbaumeister anstellte
. Wir wissen nun, daß schon im Oktober 1528 in Marpecks Haus
Täuferversammlungen abgehalten wurden63. Schon damals war die städtische
Obrigkeit eingeschritten, hatte die verdächtige Zusammenkunft aufgehoben
und die Anwesenden im Gefängnis verhört. Interessant für uns ist
dabei der Umstand, unter den damaligen Mitgefangenen Marpecks die uns
schon bekannten Wilhelm Reublin und Fridolin Meyger wiederzufinden.
In deren unmittelbaren Sympathisantenkreis befand sich ja 5 Monate später
auch Sigmund Bosch. Eine genaue Datierung einer ersten Begegnung
der ungefähr gleichaltrigen Marpeck und Bosch ist uns anhand der Quellenlage
nicht erlaubt. Jedoch sind Reublin und der Notar Meyger mit einiger
Sicherheit als Verbindungsglieder zwischen diesen beiden Männern anzusehen
. Eine weitere wichtige Person könnte in diesem Zusammenhang
Boschs späterer Mitinhaftierter Georg Nespitzer gewesen sein. Diesen
bringt Kiwiet in direkte Verbindung mit Marpeck. Denn eventuell war es
sogar Nespitzer, der Marpeck wiedergetauft hatte64. Eine weitere Vermutung
über den Beginn der Freundschaft zwischen Sigmund Bosch und Pil-
gram Marpeck ist sehr abenteuerlich. Dennoch soll sie hier Erwähnung finden
: Marpeck hatte, wie gesagt, das Glück, in seiner neuen Heimat Straßburg
ebenfalls eine gehobene Anstellung als „Ingenieur" zu bekommen. Er
bekam den Auftrag, für die Holzversorgung der Stadt Sorge zu tragen. Zu
diesem Zweck entwickelte er ein Flößer-System, das u. a. aus dem nahegelegenen
Schwarzwald (der ursprünglichen Heimat Boschs!) Holz nach
Straßburg befördern sollte. Wir haben oben gehört, daß Bosch evtl. einen
handwerklichen Beruf ausgeübt hat und auch beim Schöffen der Schiffleutezunft
, Claus Bruch, untergebracht war. Vielleicht war es eben zuerst einmal
die berufliche Tätigkeit, die Sigmund Bosch und Pilgram Marpeck zusammengebracht
hat.

Erst Schriftstücke aus den Jahren 1548 bzw. 1553 belegen dann definitiv,
daß sich Bosch in den Jahren seit 1529 zu einem der wichtigsten Mitarbeiter
Pilgram Marpecks entwickelte, eines Mannes, den die Täufer Straß-
burgs schon nach kürzester Zeit wie einen Gott verehrten65.

Aus dem Zeitraum zwischen 1528 und 1548, also über 20 lange Jahre hinweg
, erfahren wir nichts Gesichertes über Sigmund Bosch. Einzig und allein
über die Gestalt Pilgram Marpecks bekommen wir auch Zugang zu
seiner Person und zu seinem Leben. Marpeck hatte sich schnell zu einem
der maßgeblichen Täuferführer in Straßburg entwickelt. Es war ihm gelungen
, dort eine beachtliche Anhängerschaft um sich zu scharen, die sich im-

232


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0232