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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 234
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lung unter den Täufern dieser Region. Jedoch gerade auch deshalb muß
uns die enorme Zeitspanne stutzig machen, die zwischen den beiden Daten
der Jahre 1529 und 1548 liegt, und während der Bosch nirgendwo in den
entsprechenden Quellen zu entdecken ist. Diese Verwunderung hält uns
davon ab, Boschs tatsächliche Bedeutung zu definieren, und warnt uns davor
, seine Person gar zu überschätzen. Wir sollten aber auch nicht die Indizien
übersehen, die seine durchaus überragende Stellung innerhalb des
Marpeck-Kreises bezeugen. So ist es z. B. Sigmund Bosch, mit dessen
Brief vom 17. Juli 1548 die berühmte Sammlung des Kunstbuchs eröffnet
wird. Noch vor den Schriften Scharnschlagers und auch Marpecks hat man
Bosch und sein Sendschreiben an die erste Stelle gesetzt. Auch die Inhalte
der von ihm erhaltenen Briefe sprechen eine deutliche Sprache.

Sigmund Bosch erweckt in den 40er und 50er Jahren den Eindruck eines
allseits verehrten Patriarchen seiner Glaubensgemeinschaft; ein erfahrener
Mann, bei dem man sich Rat einholte und der in großer Sorge um seine
Gemeinden alles unternahm, um ihre Glaubenskraft, ihr „Durchhaltevermögen
" zu stärken. Er galt später bei den Marpeck-Anhängern als einer
der „ eltisten zeugen gottes", ebenso wie Pilgram Marpeck selbst und Leu-
pold Scharnschlager. Ihm oblag es schließlich auch, als einer der ersten
Autoritäten die berühmte „Verantwortung" Marpecks und Scharnschlagers
als Vertreter der Gemeinden zu kanonisieren. Diese Schrift galt gemeinhin
als die maßgebende Richtschnur der Marpeck-Anhänger. Aufgrund der
Notizen der ihnen zuzurechnenden Walpurga von Pappenheim und im Hinblick
auf die erwiesene und außergewöhnliche Bibelkenntnis Boschs neige
ich sogar zu der These, in ihm einen Mitarbeiter bei der Abfassung zumindest
des zweiten Teils der „Verantwortung" zu sehen74. Genannte Walpurga
von Pappenheim hatte im Jahre 1571, also schon Jahrzehnte nach Marpecks
Tod, ein Exemplar dieser Schrift geschenkt bekommen und neben
sonstigen Korrekturen auch persönliche Anmerkungen hinzugefügt. Dabei
kommt sie hinsichtlich der Entstehungsgeschichte des Werkes auch auf die
Ältesten des Marpeck-Kreises zu sprechen75:

„Dis sind die eltisten zeugen gottes sambt der gantzen gmain und bruederschaffi,
nemlich Pilgram Marpeckh und Leupold Scharnschlager, Sigmund Bosch, Martin
Blaichhner, Valtin Werner, Annthoni Müller, Hans Jacob sambt andern alten
brüeder und glaubigen in allen landen geurtelt worden und Überantwort. "

Insofern bleibt das Bild von Sigmund Bosch zwiespältig: Einerseits wissen
wir nur sehr wenig von ihm, was für einen Mann in einer Führungsposition
der Täufer tatsächlich ungewöhnlich erscheint. Gleichzeitig vermitteln jedoch
die wenigen ihn betreffenden Quellenzeugnisse die Umrisse einer
durchaus bedeutenden Leitfigur. Es wird schwierig sein, in dieser Frage
eindeutige Schritte nach vorne machen zu können.

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