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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 247
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Schweizer Brüder treu bleibt140, andererseits aber auch eine Grundtendenz
des Marpeck-Kreises vertritt. James M. Stayer hat in einem interessanten
Gedanken deutlich gemacht, daß die moderate Haltung und ausgesprochene
Friedfertigkeit dieser täuferischen Gruppe wohl nicht unbedingt für
ihren Erfolg und ihr Weiterbestehen förderlich war: „ The thoughtful, con-
ciliatory Marpeck theology has exercised great appeal since Anabaptist
scholarship rediscovered it. But perhaps some of the very reasons why
Marpeck is now attractive help account for thefacts that his tradition died
and that his name was almost forgotten until this Century. Marpeck was a
'tarne Anabaptist'; this group was tolerated because the established reli-
gio-political Order feit unthreatened by it, and rightly so as things tumed
out. In a time of extremism apperently only radical ideas could survive. "141

3. „Riterschaft aller Auserwölten": Die Guten und die Bösen

Sigmund Bosch hoffte darauf, daß er und seine täuferischen Mitbrüder
beim demnächst zu erwartenden Ende der Zeiten vom Zorn Gottes verschont
bleiben würden. Er impfte seinen Zuhörern und Lesern die Zuversicht
ein, zu den letztlich Auserwählten zu gehören, zu dem „kleinen
hauff" der Rechtgläubigen, die im potentiellen Gegensatz zum „großen
hauff" der sündigen Welt stehen142. Für ihn war es letztlich keine Frage
mehr, wer wahrhaftig gottgefällig lebt und somit auf Gottes Gnade bauen
darf: „Ihr aller geliebten im herren Jesu Christo!"143. Diese Anrede hat
Bosch für seine Glaubensbrüder in Mähren parat, womit er sie in die auserlesene
Schar der von Gott Begnadeten, in die „Riterschaft aller Auserwölten
"144 einreiht. Das Erwähltsein aus den vielen beinhaltet jedoch auch
große Verantwortung:

„ O, wie hoch ist das ampt, das euch und uns vertrauth ist. O, wie schwär wirt es
unns zu verantwurten, wo es bey uns verlesstert wurd. O, wie reich und uner-
forschlich ist die krön und hörrligkeit, die beigelegt ist denen, die treu send inn
dem streit des ambts, darzu wir berueft send unnd uns vertrauth ist. "I45

Immer wieder will Bosch seine eigene Gemeinschaft von der restlichen
und lästerlichen „weit"146 abgegrenzt wissen; immer wieder sondert er
nach seinen eigenen Maßstäben die Spreu vom Weizen, um schließlich ein
ums andere Mal die Superiorität der eigenen Position zu betonen. Dem eigenen
, rechtschaffenen Leben nach Gottes Gesetzen schlägt die Verachtung
der „weit" entgegen - erneut Beweis für die Würde der einen und
Verworfenheit der anderen:

„Hunger und durst nach gerechtigkeit/wie Christus Mathey am fünfften seit/verfolgt
, verschmecht vjf erden/''So man alles Args von euch sagen wirdt/freud euch,
wans alls erlogen ist/es wirt euch mol betonet werden. "'147

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