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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 249
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waren für Sigmund Bosch zwei zueinander in Relation stehende Faktoren
von entscheidender Relevanz. Zum einen bekennt sich Bosch ausdrücklich
zur Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, der das Haupt - der „edell
fürst"152 - der christlichen Kirche ist. Jesus Christus ist für ihn unzweifelhaft
wahrer Gott und wahrer Mensch153. Mit seiner Inkarnationslehre, die
die Menschheit Jesu Christi besonders betonen will, liegt Bosch auch voll
und ganz auf einer Ebene mit Pilgram Marpeck. Dieser hat wiederholt zu
dieser entscheidenden dogmatischen Frage Stellung bezogen, ja sie zu einem
zentralen Thema seiner theologischen Verkündigung werden lassen.
Mit ihm zusammen kann Bosch somit den Glauben an dieses Dogma als
Grundvoraussetzung für die Zugehörigkeit zur wahren christlichen Gemeinde
festsetzen:

„ Wer Christum nit im fleisch bekendt/von Dauids gschlecht vnd arte/der istfurwar
verblendt. "154

Die Weiterführung dieses Glaubens bedeutet für Bosch, daß christliche
Kirche ebenso „leiblich" sein, d. h. sichtbare Gestalt haben muß, um darin
dem Herrn gleichförmig zu werden. Oder wie Heinold Fast es ausdrückt:
„Jede spiritualistische Verflüchtigung ist ausgeschlossen!"155 Mit seinem
eindringlichen Insistieren auf die menschliche Natur Christi und auf die
daraus resultierende Notwendigkeit einer sichtbaren Kirche, war Bosch sicherlich
ein geeigneter Mitstreiter Pilgram Marpecks in dessen Auseinandersetzung
mit den bekannten Vertretern des nicht-institutionalisierten
Christentums wie Johannes Bünderlin und vor allem Caspar von
Schwenckfeld156.

Die Anerkennung des Menschen Jesus Christus und demzufolge auch des
menschlichen Leidens und der Niedrigkeit des Gottessohnes führte innerhalb
des Marpeck-Kreises und wiederum speziell bei Sigmund Bosch zu
einem weiteren konstituierenden Element: Man verstand sich in übersteigertem
Maße als Märtyrer im Kampf um den rechten Glauben. Die von
sich selbst eingeforderte „ imitatio Christi" war zuerst und vor allem Nachfolge
im Leiden des Gekreuzigten. Die Zusage Jesu aus der Bergpredigt
„Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden!" (Mt 5, 10) war
auch von Sigmund Bosch verinnerlicht worden. Sein Schicksal und das
seiner Glaubensbrüder als ungerecht Verfolgte war in seinen Augen vorbestimmt
, aber auch gleichzeitig der einzig wahre Weg zum Heil157. Die von
Bosch vielfach an den Tag gelegte Leidensfrömmigkeit offenbart eindeutig
den Einfluß der Märtyrer- und Kreuzestheologie eines Hans Hut. Sicherlich
nicht von ungefähr wurde dieser bedeutende Täuferführer der ersten
Jahre von Maler auch in die Kunstbuch-Sammlung mitaufgenommen158. In
Huts Tradition stehend, war diese Vorgabe auch für Bosch maßgebend: Die
gelungene Nachfolge Christi macht sich besonders in der Nachfolge im

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