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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 250
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Leiden deutlich! In diesem Sinne konnte sich Bosch mit Stolz "mitgenoß
am creutz und truebsal Christi Jesu"159 nennen.

5. „Der fleischlich ratt ist dreckh und kott": Geistwesen

Das Denken Sigmund Boschs war durchdrungen von einer tiefen Zuneigung
zur eigenen Glaubensgemeinschaft einerseits und andererseits von einer
anklagenden, ja auch mitleidigen Verachtung der übrigen „weit" gegenüber
. Bosch gab seinen Mitbrüdern den Rat, eindeutig Abstand von den
Geplänkeln der sündigen Welt zu nehmen. Um dieser Welt zu entrinnen, ist
es notwendig, sich vor allem geistig über sie zu erheben. In seiner schon
oben genannten Umschreibung der Bibelstelle Mk 13, 14-20 par aus dem
Brief Nr. 1 des Kunstbuchs fordert er die zumindest geistige Weltflucht:

„Darum, liebe Kinder gotes, so wir dann auf das dach körnen sein, das ist zu der
erkanntnus der Wahrheit über di gantzen weit, so steige nur niemants herab, etwas
aus dem prennenden hauß ze holten. Dann des hauß der gantzen weit ist offennli-
cher sundt und lassterr, das es zue allen leden herauß schlecht. Darum sollen unsere
hertzen nun herauf begeren und biten on unterlaß, das niemant umb etwas
willen hinabsteig und damit im hauß verderbe"160.

Mit seiner beeindruckenden und durchaus auch literarisch beachtenswerten
Bildersprache entwirft Bosch ein klar umrissenes, extrem dualistisch geprägtes
Weltbild: Auf der einen Seite die Kinder des Lichts, auf der Höhe
der Berge stehend und von Gott geliebt, auf der anderen Seite die Sünder
im „brennenden Haus" der Welt eingesperrt und letztlich verloren. Ihnen
wirft Bosch als hauptsächliche Schuld vor, daß sie sich zu sehr um weltliche
Dinge kümmern und dabei Gottes Weissungen vergessen. Wahre Gläubige
seien hingegen Geistwesen, die keinen Gedanken an das Materielle,
bei ihm das „Fleischliche", verschwenden. Boschs Losung lautet: „Der
geist kempfft widers fleische! "m. Am Ende der Zeiten werden nur diejenigen
zum Heil gelangen, die sich über den Schmutz der weltlichen Angelegenheiten
erhoben haben. Alle anderen - für Bosch der Großteil der
Menschheit - sind der Verdammung preisgegeben:

„Dann fleischlich gsinnt sein ist der todt/die Christi Geist nit haben/die bleiben
ewig in not"162

Der Eintritt in den Kreis der auserwählten „Kinder des Lichts" ist allerdings
auch eine „new geburt mit Schmerzen vil"163, verbunden mit der
radikalen Absonderung von der Welt und ihren Zwängen:

„ Wer diser weit gefallen will/bekompt mit ihr den Lohn"]6A

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