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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 264
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Als Straßburger Studiosus in der Deutschen Gesellschaft

Dort besuchte er seit 1762 das Gymnasium Johannes Sturm15 und nach seiner
am 20. März 1769 erfolgten Immatrikulation als Student der Philosophie
die protestantische Universität16. Im Jahr darauf, am 18. April 1770,
schrieb sich Goethe ein, doch war Otto noch zu jung, um sich in dessen
Kreis bewegen zu können. Goethe, der bis August 1771 in der Stadt weilte,
gehörte der „Gesellschaft zur Ausbildung der deutschen Sprache" an, die
1760 von dem Aktuar Jean-Daniel Salzmann als „Gelehrte Übungsgesellschaft
" gegründet worden war. 1770 und 1771 zierten die Mitgliederliste
Namen wie Wieland, Jung-Stilling, Herder, Lerse oder Lenz, der nach dem
Eingehen dieses Kreises mit Unterstützung von Friedrich Rudolf Salzmann
am 8. Oktober 1775 eine neue Deutsche Gesellschaft ins Leben rief, die im
Hause des Aktuars Salzmann ihre Tätigkeit aufnahm17. Auf der Eröffnungssitzung
am 2. November hielt Otto über die „Unvollkommenheit der
Kriminalgesetze" einen Vortrag, der über hundert Jahre später in der Diskussion
über das sozialkritische Volksdrama „Die Kindermörderin", dem
angeblichen Plagiat Wagners an Goethe, im Plädoyer von Froitzheim für
den Verfasser eine Rolle spielen sollte: „Man muß sich in jener Zeit die
Fühllosigkeit veralteter Gesetze und die Empfindsamkeit der aufgeklärten
jüngeren Generation vor Augen stellen, um die Aufregung zu ermessen,
die damals Otto, Lenz und Wagner zur Feder greifen ließ. Da alle anderen
Mittel bei der Starrheit der staatlichen Zustände versagten, so glaubte die
ideal gesinnte deutsche Jugend, wie 48 so oft, durch literarische Demonstrationen
- und wenn sie auch wie Wagner die Verführung in ihrer nacktesten
Gestalt zeigen sollte - die Verführer zu brandmarken und eine Milderung
barbarischer Strafgesetze herbeiführen zu können"18. Es ist durchaus
möglich, daß Otto während der Zeit seiner Mitgliedschaft auch publizistisch
tätig war. Jedenfalls könnte man dies aus einem Brief von Lenz vom
13. Dezember 1776 schließen, den er während des Aufenthalts bei Johann
Georg Schlosser, dem Schwager Goethes in Emmendingen, den er auch für
seine „deutsche Gesellschaft" gewonnen hatte19, an Isaak Haffner richtete:
„Lieber Hafner! wenn Du oder Herr Otto unter euren Papieren etwas habt
dessen Bekanntschaft ihr wünschtet: vorausgesetzt, daß es eurem höchsten
Ideal von dem entspricht, was über die Sache gesagt werden könne, so
dürfts nur mit einem Brief gerade an Wieland begleiten er macht sich eine
Freude daraus alles zu befördern, was im Elsaß Aufmerksamkeit
verdient"20. Doch dazu bot sich für Otto keinen Anlaß mehr; er stand vor
dem Abschluß seiner Universitätszeit, während der er frühzeitig Geschichte
studiert, sich besonders dem europäischen öffentlichen Recht gewidmet
und die damit zusammenhängenden Kenntnisse angeeignet hatte. Da er beruflich
eine Verwendung im auswärtigen Dienst erstrebte, maß er dem Studium
von Fremdsprachen einen besonderen Wert bei. Wenn er später in ei-

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