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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 278
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Gesandter in München - Die erregendste Zeit im Auslandsdienst

Am 16. Mai 1803 erfolgt die Ernennung Ottos zum Gesandten in München
, ein Tag, der bei ihm zwiespältige Empfindungen hervorrufen mußte,
kündigte doch England den von ihm vorbereiteten Vertrag von Amiens auf.
Das Friedensjahr war für das Land eine einzige Enttäuschung gewesen,
statt der erhofften Liberalisierung der französischen Handelspolitik war
diese von Napoleon gegenüber dem Vertragspartner noch verschärft worden
: „Das nominelle Friedensjahr wurde ein Handelskriegsjahr"47. Zudem
drifteten beide Kontrahenten in der Auslegung des Vertrages von Amiens
sehr bald und weit auseinander; Napoleon pochte auf seinen Schein: „Tout
le traite d'Amiens, rien que le traite d'Amiens" und verlangte die vereinbarte
Räumung Maltas, und Lord Hawkesbury beharrte seinerseits auf
einer Forderung, die allerdings vertraglich nicht festgelegt war: „L'etat du
continent, tel qu'il etait alors (au moment du traite), et rien que cet etat",
was für England alle Eroberungen Frankreichs nach Amiens ausschloß48.
Zur Kriegführung auf dem Kontinent war England aber auf Verbündete angewiesen
, die es mit Hilfe kräftiger Subventionen möglichst bald zu gewinnen
galt49, standen doch in den Lagern von Ambleteuse, Montreuil und
Boulogne größere französische Truppenverbände für eine Invasion bereit.
Gegen Ende des Jahres 1804 zeichnete sich eine neue Koalition gegen
Frankreich ab, die dann im Sommer 1805 England, Rußland, Österreich,
Schweden und Neapel umfaßte. Da Englands Alliierte in den Genuß der
beträchtlichen Subsidien kommen wollten, mußte der Krieg noch im gleichen
Jahr geführt werden, ein Krieg, der an Otto bisher ungewohnte und
ungewöhnliche Anforderungen stellten sollte, unter denen nachrichtendienstliche
zu den dominierenden gehörten. So empfahl Talleyrand am
2. Januar 1805 Otto erneut, sein Augenmerk auf alle Truppenbewegungen
jenseits des bayerischen oder italienischen Grenzbereiches zu richten.
München sei für derartige Beobachtungen der beste Platz. Da Österreich
sich mit der „größtmöglichen Heimlichkeit" auf den Krieg vorbereitete,
wurde Feindaufklärung eine unabdingbare Notwendigkeit. Die Nachrichten
über die Truppenaufmärsche der Österreicher und Russen wurden immer
alarmierender, so daß sich auch Napoleon nach Verbündeten umsah.
Am 12. März ordnet er an, Otto solle sich mit der bayerischen Regierung
wegen einer Allianz ins Benehmen setzen. Talleyrand gibt diesem tags darauf
entsprechende Weisungen50. Die Zeit drängt: am 28. Juli schließt sich
Österreich der englisch-russischen Konvention vom 11. April an. Nach
dem „Austausch der feierlichen Deklarationen, die das Angriffsbündnis
bekräftigen"51, und dem offiziellen Beitritt am 9. August gibt es kein
Zurück mehr, der Krieg steht vor der Tür. Talleyrand informiert Otto drei
Tage später, daß Napoleon ihm Vollmacht erteile, den Vertrag mit Bayern
rasch unter Dach und Fach zu bringen. Der Kurfürst hatte zwar am 28. Juli

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