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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 280
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Stimmung entwickelte sich ein enges und vertrautes Verhältnis zwischen
beiden Staatsmännern. Otto brachte die Ruhe, zähe Geduld und Gabe der
Menschenbehandlung mit, um stufenweise in fast einjähriger diplomatischer
Arbeit die französisch-bayerische Allianz über alle Hemmungen und
Bedenken hinwegzuführen. Zum Vorteil seines eigenen Vaterlandes setzte
er sich mit Wärme auch für die Interessen Bayerns ein. Zurückhaltung,
Vornehmheit und Lauterkeit des Charakters unterschieden ihn von Talley-
rand"52. Der Kurfürst hatte zwar Montgelas zur Unterzeichnung ermächtigt
, sich selbst aber die Tür noch offengehalten und den Vertrag nicht ratifiziert
, da er immer noch die illusorische Idee einer möglichen Neutralität
im Auge hatte. Am Tage der Vertragsunterzeichnung setzen sich die ersten
französischen Truppenverbände nach einem genialen Plan Napoleons in
Richtung Rhein und Donau in Marsch. Im Verlauf des Feldzuges von 1805
sollte Otto für den Kaiser außerordentlich wertvolle Dienste leisten. Das
betraf einmal den diplomatischen Bereich, wo er unbedingt dafür sorgen
mußte, daß der Kurfürst bei der Allianz verblieb, was sowohl militärisch
hinsichtlich der bayerischen Armee als auch politisch bedeutsam war, denn
Napoleon konnte nur dann als Beschützer des Kurfürsten und Befreier
Bayerns auftreten; zum anderen den militärischen, wo es auf schnellste Informationsübermittlung
ankam, aber auch auf die Befriedigung spezieller
Anforderung der Truppen. So wurde er bereits am 26. August von Kriegsminister
Berthier ermächtigt, 2000 Pferde zu kaufen53. Bald darauf, am
8. September, rückten österreichische Truppen in Bayern ein, nachdem
schon zwei Tage zuvor der Fürst zu Schwarzenberg das Schloß Nymphenburg
mit etwa 100 Husaren umstellen ließ, als er den Kurfürsten aufsuchte,
um ihm ein Ultimatum von Kaiser Franz zu überbringen. Max Joseph
setzte sich daraufhin in der Nacht zum 9. September mit seinem Hof nach
Ansbach und von dort nach Würzburg ab; Otto folgte ihm unverzüglich
nach Verbrennung seiner Akten nach. Seine erste Sorge galt der Zitadelle,
die unser Diplomat zwar in gutem Zustand vorfand, aber man hatte vergessen
, für die herangeführten 230 neuen Feldgeschütze aus dem Arsenal in
München auch die Kugeln mitzuschicken! Als Mädchen für alles mußte er
sich auch um die Herstellung von Biscuit kümmern, was den Bäckern offenbar
große Schwierigkeiten bereitete. Außerdem mußte er sich mit der
Besorgung von 1000 Wagen befassen, die Napoleon verlangt hatte, was
ihm bisher noch nicht geglückt war, wie er Talleyrand in seinem Brief vom
13. September mitteilte. Neben militärischen Informationen gab er noch
Bescheid, daß er Aufklärer nach Böhmen geschickt habe. Die Ratifikation
des Bogenhausener Vertrages zögerte der Kurfürst quasi bis auf die letzte
Sekunde, d. h. bis zu dem sehnlichst erwarteten Eintreffen der französischen
Truppen hinaus. Es war für Otto die spannendste und vor allem aufregendste
Zeit seiner ganzen Laufbahn im Auslandsdienst, mußte er doch
am 21. September in seinem Bericht an Talleyrand feststellen: „Ich habe es

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