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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 285
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Wahl Otto's zum Gesandten als eine glückliche bezeichnet werden. Er hatte
nichts von der rauhen, abstoßenden Art seines Vorgängers, des Grafen
Andreossy an sich. Sein Geschmack für ein ruhiges Familienleben, vor allem
aber seine einfachen, liebenswürdigen Manieren mußten ihm bald die
Gewogenheit aller gewinnen"71.

Am 25. Januar 1810 trifft er in Wien ein, am 27. findet die Antritts-Audienz
bei Kaiser Franz II. statt. Er hatte zunächst keine andere Instruktion,
als alles zu beobachten, über alles Bericht zu erstatten, vor allem über den
Eindruck, den der Krieg hinterlassen hatte und natürlich über die militärische
Situation72. Im allgemeinen wurde er in Wien überraschend gut aufgenommen
, und alles versprach ein angenehmes Leben, wenn er nicht
plötzlich in eine hochpolitische Bredouille geraten wäre, die er der Heirat
Napoleons verdankte und deren Umstände zum aufregendsten Erlebnis
während seiner dortigen Amtszeit werden sollte. Durch Senatsbeschluß
vom 18. Mai 1804 war der erste Konsul zum Kaiser ausgerufen und die
Erblichkeit der Kaiserwürde in der Napoleonischen Dynastie festgesetzt
worden. Zum Bestand der Dynastie benötigte er einen legitimen Nachkommen
, und da Kaiserin Josephine ihm diesen nicht bescheren konnte, entschloß
er sich zur Trennung. Die Verwirklichung seines Entschlusses
wurde offenbar wesentlich durch die Absicht des 18jährigen Lehrlings
Friedrich Staps beschleunigt, der den Kaiser am 12. Oktober 1809 in
Schönbrunn ermorden wollte. Am 15. Dezember 1809 erläuterte Napoleon
dem erweiterten Familienrat seine Entscheidung73, am 16. informierte er
den Senat von seiner Absicht, sich von Josephine zu trennen. Tags darauf
stimmte dieser einer Auflösung der Ehe mit 73 Stimmen bei 7 Gegenstimmen
und 3 Enthaltungen zu. Die künftige Kaiserin sollte nach Ansicht des
„von den Österreichern ausgehaltenen Talleyrand"74 aus einer Familie von
königlichem Geblüt stammen, und dafür kamen für ihn nur die Habsburger
in Betracht, da die Bourbonen von vornherein ausschieden. Der Kaiser
wiederum richtete zunächst sein Interesse auf die junge russische Großfürstin
Anna, sann aber im Herbst 1809 auch über eine Verbindung mit Habsburg
nach. Dabei traf er sich mit den Überlegungen des Grafen Metternich
- seit dem 7. Oktober 1809 Minister des Auswärtigen -, dessen offizielles
Sprachrohr in Paris der Gesandte Schwarzenberg war. Nachdem er sich für
Österreich entschlossen hatte und aufgrund der russischen Haltung sich
auch so entscheiden mußte, wickelte er das Heiratsprojekt in einem solchen
Tempo ab, daß Otto dabei fast zu Fall gekommen wäre. Da die von
ihm erwählte Erzherzogin Marie Louise, Tochter des Kaisers Franz I. von
Österreich, katholisch war, bedurfte es der Mitwirkung der Kirche; unter
Umgehung von Pius VII. ließ Napoleon seine Ehe mit Josephine vom dem
Pariser Offizialat annullieren, was nach der Verhandlung vom 9. Januar
1810 erwartungsgemäß am 12. geschah. Eigenwillig arrangierte er am

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