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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 300
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Man hat schon einige mal mit wahrer Herzens Betrübnis sehen
müssen, daß sich die Jugend in der Kirch so ausgelassen, ungezogen
und unehrerbietig aufführe, daß sich Männiglich hieran geärgeret
, und man elender glauben sollte, daß sie von Wilden und Ungläubigen
als von wahren katholischen Eltern gebohren seyen (17.
April 1791).

Immerhin besaßen die Oppenauer das Glück, mit David Gaugel, der seit
1785 in Oppenau wirkte, ein „wahres Muster" von „Schullehrer" zu besitzen
. Er war acht Jahre in Ottersweier, zwei Jahre in Weingarten (Zell-Weierbach
) und ein Jahr in Offenburg tätig gewesen und verkörperte den neuen
Typus des von der Aufklärung geprägten Lehrers.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war zwischen den Stadtschulen und den
ländlichen Volksschulen im Bereich der bischöflich-straßburgischen Landesherrschaft
ein enormes Gefälle entstanden. In Ödsbach offenbart ein Visitationsbericht
aus dem Jahr 1808, fünf Jahre nach dem Übergang an Baden
, die gesamte Misere des ländlichen Volksschulwesens:

Das Schulwesen in Oetsbach ist in allen Teilen äußerst verwahrlost
gefunden worden; alldorten ist noch niemals ein ordentlicher
Lehrer angestellt gewesen. Keine ordentliche Schulstube und keine
Wohnung für den Lehrer ist vorhanden. Es wurde von Katherinen-
tag bis Ostern eine Stube gemietet und auf diesen Zeitpunkt das
Schuljahr vollendet. Das Schreiben lernte, wer wollte, vom Rechnen
konnte keine Rede sein, weil der Lehrer nichts davon wußte,
und Sommerschule ist dort ein fremdes Wort11.

Ein im Lehramt unfähiger Ödsbacher Bürger, Mathias Haas, habe die
Schule vollends „verdorben". Der großherzoglich-badische Schulvisitator
ordnete die Anmietung einer ordentlichen Wohnung für einen Lehrer und
einer Schulstube an; ein Schulhaus sollte so schnell wie möglich gebaut
werden. Ein neuer Lehrer, „Präzeptor" Schwall, wurde nach Ödsbach geholt
. Doch schnell zeigte sich, auf welche Schwierigkeiten in Ödsbach
Schulreformen trafen. Schwall wurde abgelehnt, weil er „noch kein bejahrter
Mann" war und überdies anderes zu lehren anfing, „als die Zinken-Bewohner
Ödsbachs es gewohnt waren". Die Ödsbacher hielten das, was
Schwall in der Schule den Kindern beibrachte, „für eine neue Lehre", die
sogar den Glauben gefährdete"12. Schwall hatte auch nach dem Bekunden
des Visitators „weder Eifer, Einsicht und Gewandtheit", mit der konservativen
Landbevölkerung umzugehen.

Aber nicht nur die Person des Lehrers stieß auf Ablehnung. Auch die Auf-

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