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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 301
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forderung, die Kinder im Sommer zur Schule zu schicken, löste Widerstand
aus:

Die Angehörigen der Ödsbacher Gemeinde sind meistens Zinkenbewohner
, die ihr Vieh selbst hüten müssen, und alle Schulkinder,
so gering sie auch sind - Hirten, die in der Früh und am Nachmittag
ausfahren müssen.

So sei es äußerst schwer, eine Zeit auszumitteln, um Sommerschule zu halten
. Die Leute seien ohnehin wegen der zahlreichen Fronen, Arbeiten und
Lieferungen für die Truppen verärgert gewesen, es sei deshalb nicht ratsam
gewesen, sie „durch Zwang zu einer ungewohnten Schule" noch weiter zu
reizen. Da der Lehrer wöchentlich von jedem Kind 2 Kreuzer erhielt, sei
die (zusätzliche) Bezahlung der Sommerschule eine neue Auflage.

Nicht weniger trostlos als in Ödsbach waren die Verhältnisse in Ramsbach.
Die großherzogliche Schul Visitation Sasbach nahm am 19. Mai 1808 einen
Besuch in Ramsbach vor und fand Erschütterndes:

Bei näherer Prüfung des Lehrers fand man, daß selbiger außer
dem sehr mittelmäßigen Lesen und Schreiben an Regeln gar keine
Kenntnisse zum Lehren habe, daß er als verdorbener Beck und
Krämer zum Schulhalten vor etlichen Jahren angeboten und angenommen
wurde, um etwas zu dieser Zeit zu verdienen, und daß die
Gemeinde ihn schon längstens abgedankt hätte, wenn selbiger ihr
Recht, alle Winter nach Willkür neue Schullehrer zu dingen oder
abzudanken, nicht genommen worden wäre13.

Der Schulhalter Ludwig Decker, der wohl fünf Kinder, aber kein Vermögen
hatte, konnte nicht einfach entlassen werden. So schickte man ihn zum
Oppenauer Lehrer Zengel in die Schule und drohte ihm, ihn bei der nächsten
Visitation zu entlassen, wenn sich seine Kenntnisse nicht verbessert
hätten. Am 29. September 1809 wurde die Ramsbacher Schule erneut visitiert
und „im nemlichen elenden Zustande" befunden. Die Schüler konnten
keine Zahl anschreiben und nicht die leichteste Aufrechnung machen.

Beim Lesen von Erschaffung der ersten Menschen wurde gefragt:
Wer nun die ersten Menschen gewesen, wie sie geheißen? Nach
längerem Besinnen wurde endlich geantwortet: Die Lutheraner14.

Soviel Unwissenheit entging selbst den Ramsbacher Hofbauern nicht, die
begannen, ihre Kinder nach Oppenau in die Schule zu schicken. Trotz des
Ratschlags von Pfarrer Heußler, den Lehrer sofort zu entlassen, konnte

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