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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 304
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2. Einkommen und Nebeneinkommen der Volksschullehrer

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Lehrerbesoldung
aus vielerlei Quellen zusammen. Von den Schülern war das Schulgeld
zu entrichten, aus der Gemeindekasse und aus kirchlichen Fonds hatte
der Schulmeister ein Fixum anzusprechen. Er wohnte kostenlos, nahm für
Mesnerdienste Brot, Wein und Getreide in Empfang. Er bezog kostenlos
„Competenzholz" und erhielt Gemeindeland kostenlos zur Verfügung gestellt
, das er bebauen konnte. Für Hilfsdienste als Mesner und Kirchenmusiker
erhielt er bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen Gebühren, sogenannte
Akzidenzien.

So erhielt der Ramsbacher Lehrer 1834 von der Gemeinde 2 Klafter Holz
und für die Abhaltung der Sonntagsschule 8 Gulden. Der Schulfond in
Oberkirch trug 60 Gulden zum Gehalt bei. Die Bürger zahlten für 60 Kinder
je einen Gulden Schuldgeld. So errechnete sich für den Ramsbacher
Lehrer ein Gesamteinkommen von 132 Gulden23. Die Naturaleinkünfte
hatte der Lehrer selbst einzuziehen, was sich gelegentlich als unmöglich
erwies. So hatte der Nußbacher Lehrer von den Ortsbürgern von Herztal-
Meisenbühl alle Jahre vier alte Maß Wein zu beanspruchen. Wenn der
Schulmeister anklopfte, hatte er allerhand „Gehässigkeiten der Abgabepflichtigen
" - so die Feststellung einer Ortsvisitation von 186824 - zu vergegenwärtigen
. Man darf wohl annehmen, daß der Lehrer nicht nur beschimpft
wurde, sondern daß man ihm minderwertigen, saueren oder mit
Wasser verdünnten Wein „unterzujubeln" versuchte. Ähnliches widerfuhr
dem Nußbacher Lehrer Sigmund Andres 1851 mit der Mesnergarbe, die er
von allen Grundstücksbesitzern in Nußbach und Zusenhofen anzusprechen
hatte. Angesichts der eigenen Notsituation verweigerten die Ausmärker,
hauptsächlich Bürger von Urloffen, die Mesnergarbe25. Der Schulmeister
Jakob Platten erhielt - wie seine Witwe nach dem Ableben ihres Mannes
1817 berichtete - von den Griesbacher Bauern von sechs Klaftern Holz,
die ihm zustanden, nur vier: Ein armseliger Schulmeister konnte gegen
selbstbewußte Hofbauern nichts ausrichten26.

In der ersten Jahrhunderthälfte rutschte ein Lehrer, wenn er eine Familie zu
ernähren hatte und wenn wegen Teuerung die Lebensmittelpreise in die
Höhe kletterten, schnell unter das Existenzminimum. Ein Beispiel dafür
bietet der Ödsbacher Lehrer Martin Wirth. Am 10. Dezember 1818 berichtet
der Oberkircher Dekan - betraut mit der Schulaufsicht, daß

der Lehrer in Oedsbach mit seinem Eheweibe und 5 Kindern, die
noch nicht verdienen könnten, in einer sehr traurigen Lage sich

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