http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0316
Am Beispiel des bereits oben zitierten „Präzeptors" Schwall aus Ödsbach
lassen sich die Akzeptanzprobleme eines Lehrers zu Anfang des 19. Jahrhunderts
ermessen: Sein Vorgänger hatte das Ansehen des Berufsstandes
ruiniert; Schwall wurde nicht akzeptiert, weil er noch jung war; als unter
dem Einfluß der Aufklärung stehender Lehrer geriet er mit der konservativen
Mentalität der Talbewohner in Konflikt; die Bedeutung der Schule, vor
allem der Sommerschule, wurde von den Hofbauern, die ihre Kinder zum
Viehhüten brauchten, bestritten; Schwall klagte darüber, daß weder Pfarrer
noch Amtsvorstand seine Autorität stützten57. In Kirchspielorten litt die
Autorität des Lehrers auch darunter, daß er als Mesner niedrige Arbeiten
wie z. B. die Kirchenreinigung übernehmen mußte58. Nicht nur die Verbesserung
der Einkommenssituation, sondern auch die Trennung von Schul-
und Mesnerdienst hoben das Ansehen der Lehrer, weil sie nun nicht mehr
als Subalterne des Dorfpfarrers galten, sondern jetzt selbständig auftreten
konnten. Der Kulturkampf lieferte die politische Begleitmusik zu dieser
Emanzipation, zu der auch die Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht
gehörte.
Das Arrangement für den Photographen, die Disziplin der Körperhaltung und die
Einordnung des einzelnen in die Ordnung des Kollektivs, symbolisiert auch die
Pädagogik der damaligen Zeit
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